Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Sensibel für alte Bausubstanz
Thüringer BDA-Architekturpreis geht ans Heizwerk. Anerkennung für Kontor und Hansi
Alle drei Jahre lobt der Bund Deutscher Architekten Thüringen den Architekturpreis „einszueins“aus. 20 seit 2018 in Thüringen realisierte Projekte wurden von Architekturbüros zum Wettbewerb eingereicht. Eine Fach-Jury hat drei Preisträger ermittelt und mehrere Anerkennungen verteilt. Am Donnerstagabend erfolgte die Auszeichnung im Foyer des Angermuseums.
Einer der Preisträger ist das Heizwerk Erfurt und damit das Architekturbüro hks-Architekten, das für die preiswürdige Sanierung des Industriedenkmals verantwortlich zeichnet. „Sensibilität ist wohl das richtige Stichwort, wenn es um die Beschreibung der Herangehensweise bei der Sanierung und Umnutzung des alten Heizwerks in Erfurt geht“, schreibt die Jury in ihrer Beurteilung. „Was bei der Spurensuche im denkmalgeschützten Heizwerk zu Tage gefördert wurde, ist auf jeden Fall sehenswert.“
Industrieller Charme mit moderner Architektur ergänzt Dabei sei das äußere Erscheinungsbild erhalten geblieben und gleichzeitig das Gebäude inhaltlich erneuert worden. Es „wurde ganzheitlich zu einem modernen Ausstellungsund Veranstaltungsgebäude mit Büroflächen umgebaut“, heißt es in der Würdigung der Architektenleistung weiter. Der industrielle Charme der Bausubstanz sei behutsam mit modernen Architekturelementen ergänzt worden, wobei vorhandene Materialien akribisch herausgearbeitet und wieder sichtbar gemacht wurden.
Backstein, roher Beton und Stahl wurde harmonisch kombiniert, das Raumerlebnis erhalten: „Das Denkmal ist der Star“, lobt die Jury die Herangehensweise, die sich durch viel Liebe zum Detail auszeichne. „Weniger ist mehr“sei die Maßgabe gewesen, oder, wie die Architekten es selbst formulieren: „Alt bleibt alt – wie wenig ist genug?“.
Zwei weitere Projekte aus Erfurt erhielten eine Anerkennung ausgesprochen: Für die Revitalisierung des „Kontor“ging diese an Bauherrn Frank Sonnabend und „herrschmidt Architekten“. Der einstige Lagerort für Haushaltswaren hatte 25 Jahre leer gestanden, ehe er in einen Kreativstandort verwandelt wurde. Dafür hatte der Investor bereits den Thüringer Denkmalschutzpreis 2021 entgegennehmen können. Für das viergeschossige Zweifamilienhaus „Hansi“in der namensgebenden Erfurter HansSailer-Straße wurde der Bauherrinnengemeinschaft Landwehr/Mester mit dem Architekturbüro Deckert Mester Architekten die Anerkennung zuteil. Die dunkle Blechfassade erinnert selbstbewusst an den Standort im einst „Blechbüchsenviertel“genannten Quartier, darunter eine Holzkonstruktion, verspiegelte Erker sind hier ein besonderer Blickfang.
Die zwei Preisträger neben dem Erfurter Heizwerk sind Schloss
Schwarzburg (Architekturbüro Tectum Architekten), wo wie beim Erfurter Preisträger die Spuren der Geschichte deutlich ablesbar geblieben sind, sowie das Einfamilienhaus Erler (Meier Unger Architekten) im Örtchen Fockendorf, das sich mit seinem „sinnlichen und individuellen Umgang mit dem Ziegelstein“einen Preis verdient hat. Anerkennungen gingen unter anderem an den Neubau Waldkliniken Eisenberg und die Baumhauskita auf dem Campus in Weimar.