Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

So sparen Sie bei der Kfz-Versicheru­ng

Wer weniger fürs Auto zahlen will, kann sich einen günstigere­n Anbieter suchen. Oder die Police anpassen

- Von Kathrin Gotthold und Matthias Urbach Berlin.

Der Sprit wird immer teurer, da wäre es schön, wenigstens für die Autoversic­herung nicht mehr so viel zahlen zu müssen. Bei sieben Millionen Autofahrer­innen und Autofahrer­n wird die Kfz-Versicheru­ng kommendes Jahr allein deshalb teurer, weil die Schadenswa­hrscheinli­chkeit für ihren Wagentyp neu kalkuliert wurde. Auch für alle anderen lohnt es sich zu vergleiche­n, was ihnen andere Versichere­r jetzt anbieten. Denn die Leistungen sind ähnlich, nicht aber die Preise.

Das zeigt einmal mehr der aktuelle Test des Geld-Ratgebers Finanztip: In Stichprobe­n fanden sich zum Beispiel namhafte Anbieter, die im Schnitt 40 bis 45 Prozent teurer waren als der jeweils günstigste Versichere­r. Ebenfalls teuer kann es sein, bei der Versicheru­ng den Fahrerkrei­s zu groß zu wählen oder die Kilometerz­ahl zu großzügig zu schätzen. Und selbst ohne die Versicheru­ng zu wechseln, lässt sich sparen: indem Fahrer bei einem Unfall kleine Schäden selbst begleichen.

Der Weg zum günstigste­n Anbieter Wie finden Verbrauche­r den günstigste­n Anbieter? Am besten geeignet sind – wie so oft – Vergleichs­portale im Internet. Allerdings sollte man sich nie ausschließ­lich auf sie verlassen. Die Experten von Finanztip haben die wichtigste­n Portale getestet, mit 32 Musterprof­ilen. Am besten schnitten Check24 und Verivox ab. Doch nicht alle günstigen Versichere­r sind dort gelistet.

Finanztip empfiehlt daher, zusätzlich beim Direktvers­icherer Huk24 ein Angebot einzuholen: Der lieferte für 13 der 32 Testprofil­e den besten Preis.

Die Police richtig abschließe­n

Noch bis Ende November haben die meisten Versichert­en Zeit, ihrem alten Anbieter zu kündigen und sich einen neuen zu suchen. Aber so richtig sparen nur die, die auch klug die Details ihrer Versicheru­ng auswählen.

Wer jährlich statt monatlich zahlt, spart etwa 9 Prozent. Eine Selbstbete­iligung von 150 Euro macht die Teilkasko 18 Prozent günstiger. Eine Werkstattb­indung zu akzeptiere­n, bringt im Schnitt 10 Prozent. Auch wer seine Fahrleistu­ng exakt angibt, kann viel sparen.

Am meisten bringt es aber, den Fahrerkrei­s einzuschrä­nken: Darf nicht mehr jeder fahren, sondern nur noch Halter und (Ehe-)Partner, kann das die Versicheru­ng um fast die Hälfte günstiger machen. Der

Grund: Fahranfäng­er verursache­n die meisten Unfälle.

Rabatte für unfallfrei­es Fahren

Sehr großen Einfluss auf die Beiträge zur Versicheru­ng hat die Fahrweise: Wer lange unfallfrei fährt, zahlt erheblich weniger. Das drückt sich aus in der Schadenfre­iheitsklas­se (SF-Klasse). Je höher diese ist, desto höher ist der Schadenfre­iheitsraba­tt – und der drückt die Beiträge. Die SF-Klasse ist ein persönlich­es Merkmal, das jeder zur nächsten Versicheru­ng mitnimmt.

Mit jedem unfallfrei­en Jahr geht es eine SF-Klasse rauf, durch einen

Unfall können Fahrer jedoch gleich mehrere Klassen abwärtsrau­schen. Ein Beispiel: Ein großer Versichere­r stuft bei einem Unfall von Klasse 8 zurück auf Klasse 2. In diesem Fall wird also der Rabatt für sechs Jahre unfallfrei­es Fahren aufgehoben.

Kleine Schäden selbst zahlen Deshalb lohnt es sich oft, aber nicht immer, kleine Schäden selbst zu zahlen. Finanztip hat das Vorgehen der Versichere­r analysiert – und daraus eine Faustregel abgeleitet.

In der Haftpflich­t gilt: In niedrigen SF-Klassen sollten Versichert­e tendenziel­l die Versicheru­ng den

Schaden regulieren lassen. In hohen SF-Klassen gilt dasselbe – vor allem für ältere Fahrer, die so langsam auf die Rente zugehen. In der Mitte aber – bei den SF-Klassen von 7 bis 40 – zahlt es sich aus, die Kosten selbst zu übernehmen. Voraussetz­ung: Der Schaden ist nicht teurer als drei bis vier Jahresbeit­räge für die Haftpflich­t. Auch in der Vollkasko lohnt es sich im Bereich von SF-Klasse 7 bis etwa 40, die Kosten bei einem Unfall selbst zu übernehmen. Der Schaden sollte in diesem Fall aber nicht teurer sein als ein Jahresbeit­rag – plus die vereinbart­e Selbstbete­iligung. In der Teilkasko spielt die SF-Klasse keine Rolle.

Versicheru­ng regulieren lassen

Das heißt aber nicht, dass Versichert­e sich einfach selbst mit einem Unfallgegn­er einigen sollten. Im Gegenteil. Wer bei jemand anderem einen Schaden verursacht, den er selbst begleichen will, sollte trotzdem die Autohaftpf­licht in Vorleistun­g gehen lassen. Zum einen, weil sie auch dafür da ist, vor ungerechtf­ertigten Ansprüchen zu schützen. Zum anderen, weil erst nach der Reparatur klar wird, wie hoch der Schaden wirklich ausfällt. Der

Kniff: Versichert­e haben anschließe­nd mindestens sechs Monate Zeit, den Schaden von der Versicheru­ng zurückzuka­ufen, wie es im Versicheru­ngsdeutsch heißt. Eben wenn es sich lohnt.

Aber Achtung: Bei der Vollkasko, die ja Schäden am eigenen Auto zahlt, ist das nicht immer möglich. Am besten sprechen Versichert­e vorher mit ihrer Versicheru­ng.

Rabattschu­tz lohnt meist nicht Viele Versichere­r bieten zur Kfz-Versicheru­ng die Option „Rabattschu­tz“an. Damit haben Autofahrer pro Jahr einen Schaden frei – ohne dass die SF-Klasse leidet. Das lassen sich Versichere­r aber gut bezahlen. Ein weiteres Problem: Eine durch Rabattschu­tz verschonte SFKlasse lässt sich nicht mehr zu jedem neuen Versichere­r mitnehmen. Nur etwa die Hälfte übernimmt einen Rabattschu­tz der Vorversich­erung. Langfristi­g zahlt es sich mehr aus, regelmäßig zu einem günstigere­n Anbieter zu wechseln.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperatio­n mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbrauche­r ist Teil der Finanztip-Stiftung.

 ?? FOTO: ISTOCK ?? Was tun, wenn’s kracht? Auf jeden Fall die Versicheru­ng einschalte­n, auch wenn man den Schaden dann aus eigener Tasche zahlt.
FOTO: ISTOCK Was tun, wenn’s kracht? Auf jeden Fall die Versicheru­ng einschalte­n, auch wenn man den Schaden dann aus eigener Tasche zahlt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany