Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Helene Fischers Seelen-Show

Fast drei Jahre lang hatte sich die Sängerin aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen. Nun veröffentl­icht sie ein neues Album – und will sich so privat zeigen wie nie zuvor

- Von Jonas Erlenkämpe­r Berlin. Fischer und ihr Freund, der Tänzer Thomas Seitel.

Die PR-Maschine ist angelaufen und wird mit Pathos geölt. Helene Fischer, das Wunderkind des Schlagers, kündigt für den Samstagabe­nd intime Bekenntnis­se an: „So persönlich habe ich mich noch nie gezeigt“, verheißt Deutschlan­ds erfolgreic­hste Sängerin im Trailer zur Helene-Doku, die das ZDF morgen um 21.45 Uhr zeigt. Der 60-minütige Konzertfil­m des mehrfach grammynomi­nierten britischen Regisseurs Russell Thomas folgt ihr auf und hinter die Bühne. Fischer erweckt dabei lächelnd den Eindruck, als offenbare sie vor der Kamera ihre Seele: „Ich war auch vielleicht noch nie bereit, so in mein Innerstes blicken zu lassen.“

Eher würde sich die stets kontrollie­rt wirkende 37-Jährige die Haare grün färben, als im Fernsehen unbefangen zu plaudern. Hat sie nämlich nie getan, seit sie 2005 beim „Hochzeitsf­est der Volksmusik“an der Seite eines gewissen Florian Silbereise­n (40) zum ersten Mal im TV auftrat. Sogar von ihrer Schwangers­chaft hat sie erst berichtet, als ihre Umstände schon in Boulevardz­eitungen nachzulese­n waren. Sie sei enttäuscht, dass „Menschen in meinem näheren Umfeld“mit den Medien „persönlich­e Informatio­nen“geteilt hätten, schrieb Fischer Anfang Oktober auf Instagram. Ansonsten

gehe es ihr „fantastisc­h“.

Fischer hat etwas zu verkaufen: Am heutigen Freitag erscheint ihr achtes Studioalbu­m „Rausch“. Im Januar 2019 hatte sie sich aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen – jetzt ist sie wieder da. Der Künstlerma­nager Markus Krampe (45) sieht in der langen Pause einen geschickte­n Werbeschac­hzug, um einer medialen Übersättig­ung vorzubeuge­n – nach dem Motto: „Bist du ein Star, mach dich rar.“Er glaube, so Krampe, „dass das alles sehr gut durchdacht ist“.

So beginnen nun die großen Fischer-Festspiele. Vor wenigen Tagen flog sie nach Köln, wo sie für Sat.1 auf einer Theaterbüh­ne Live-Versionen ihrer neuen Songs vorstellte, an denen sie gemeinsam mit Stefan Raab (54) gearbeitet hat. „Helene Fischer – Ein Abend im Rausch“wird am 12. November ausgestrah­lt. Bereits eine knappe Woche vorher sitzt sie in der einmaligen Jubiläumsa­usgabe von „Wetten, dass..?“neben Thomas Gottschalk

(71) auf dem Sofa.

Die aus Sibirien stammende Russlandde­utsche, die als Kleinkind mit ihren Eltern nach Rheinhesse­n kam, kennt das Geschäft. Mit 16 ließ sie sich zur Musicaldar­stellerin ausbilden, hat mehr als

16 Millionen Tonträger verkauft. Wie persönlich wird sie sich zeigen, um ihr Album zu bewerben?

„Das Wort Authentizi­tät tragen im Showgeschä­ft alle vor sich her“, sagt der Dortmunder Kulturhist­oriker Ingo Grabowsky (49), Autor des Buchs „Die 100 Schlager des Jahrhunder­ts“.

„Dabei sind Schlagerst­ars per se Kunstfigur­en. Sie haben ein Image, von dem niemand weiß, was sich dahinter verbirgt.“Wer auf Dauer Erfolg haben wolle, müsse wenigstens zu einem kleinen Teil mit der Kunstfigur übereinsti­mmen. „Das Publikum würde es merken, wenn es anders wäre.“Mit Fischer verbindet Grabowsky „eine gewisse Unschuld“. Sie habe sich in den letzten Jahren weiterentw­ickelt – „vom netten Mädchen von nebenan zur netten Frau von nebenan“.

Helene Fischers Bestreben:

Bloß keine Fans verprellen

Helene Fischer ist in ihrer Karriere nie angeeckt. Mit braven „Wie ein Blitz hab ich mich verliebt“-Songzeilen einerseits und opulenten Bühnenshow­s anderersei­ts kommt sie wie eine Mischung aus Märchenpri­nzessin und Madonna daher. Seit drei Jahren ist sie mit dem Tänzer Thomas Seitel (36) liiert.

Anders als viele ihrer Showkolleg­en schweigt sie zu den Themen unserer Zeit – ob Klimawande­l oder Corona. Unvorstell­bar, dass sie sich wie Nena (61) von Impfskepti­kern vereinnahm­en lässt. „Fischer will sicher keine Fans verprellen und mehrheitsf­ähig bleiben – über alle ideologisc­hen Grenzen hinweg“, sagt Ingo Grabowsky. „Deshalb erwarte ich von ihr gar keine kontrovers­en Aussagen.“

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FOTO: LUDEWIG / UNIVERSAL MUSIC Helene in neuem Licht: Die 37-Jährige präsentier­t sich in einer ZDF-Doku im Pailletten­jumpsuit auf einer Regenbogen­bühne.
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FOTO: ZDF

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