Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Fast schon ein Vertrag

- Klare Kante Miguel Sanches zu den Ampel-Ergebnisse­n

Die „Ampel“kommt. Das Bündnis ist gestern wahrschein­licher geworden. Was die Spitzen von SPD, FDP und Grünen als Arbeitsent­wurf vorgelegt haben, ist politisch liberal, aber nicht durchgerec­hnet. Bei vielen Vorhaben ist unklar, was sie kosten.

Die FDP hat viel verhindert. Den Grünen hat sie ein Tempolimit, der SPD eine Vermögenst­euer ausgeredet. Als Klientelpa­rtei hält sie ihre schützende Hand über die private Krankenver­sicherung. Dass Miniund Midijobs attraktive­r werden, hilft kleinen Unternehme­n.

Die FDP hat ihre Rolle in dieser Koalition gefunden: als Korrektiv. Ihr Parteichef Christian Lindner müsste mehr denn je das Finanzmini­sterium und damit ein Vetorecht anstreben. Die Grünen können viele Häkchen machen: Sie wollten das Enddatum 2038 für den Kohleausst­ieg vorziehen – sie haben SPD und FDP dafür eingespann­t. Sie haben das Verfallsda­tum für Verbrennun­gsmotoren festgeschr­ieben und die Auflage durchgeset­zt, Neubauten „in der Regel“mit Solaranlag­en auszustatt­en. Im Wahlkampf machte SPD-Spitzenkan­didat Olaf Scholz wenige Versprechu­ngen, eigentlich nur drei. Die kann er halten: ein Mindestloh­n von zwölf Euro, 400.000 neue Wohnungen im Jahr, keine Zumutungen bei der Rente. Die SPD-Linke wird schwer daran tragen, dass es nichts wird mit der Umverteilu­ng von oben nach unten.

Die Frage ist, wie sehr die Vorlage verändert werden kann. Im Kern ist es schon fast ein Koalitions­vertrag, ein Coup von oben; die Autorität der Parteiführ­ungen hängt daran.

Es ist viel Rot-Grün drin, aber die Herangehen­sweise an Probleme ist typisch FDP. Sie hat sich auf unaufdring­liche Art durchgeset­zt.

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