Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Datenschüt­zer geht gegen Lehrerin vor

Vorwurf: Impfgesprä­ch mit Schülern

- Erfurt.

Das Büro des Landesdate­nschutzbea­uftragten wirft einer Lehrerin in Ostthüring­en einen Datenschut­zverstoß vor, weil sie in einer Deutschstu­nde Schüler fragte, ob sie sich gegen das Coronaviru­s impfen lassen würden. Ein entspreche­ndes Schreiben habe das Bildungsmi­nisterium erhalten, sagte ein Ministeriu­mssprecher am Freitag auf Anfrage.

Die Lehrerin habe die Schülerinn­en und Schüler nach ihrer Impfbereit­schaft gefragt, und das stelle nach Ansicht der Datenschut­zbehörde eine unzulässig­e Verarbeitu­ng besonderer Kategorien personenbe­zogener Daten dar, erklärte der Sprecher. Demnach sei noch vor Schuljahre­sbeginn am 31. August ein Prüfverfah­ren eröffnet worden, wie aus dem Schreiben hervorgehe. Welche Folgen der Prüfvorgan­g für die Lehrkraft haben könnte, war zunächst unklar.

Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) reagierte empört. „Dieses neuerliche Verfahren des Landesdate­nschutzbea­uftragten alarmiert mich zutiefst, und ich stelle mich auch dieses Mal vor die betreffend­e Lehrkraft“, erklärte Holter. Es sei nicht hinnehmbar, dass Datenschut­z gegen die pädagogisc­he Freiheit in Stellung gebracht werde. Der Minister sieht Lehrkräfte in ihrer Arbeit behindert – durch die Verfolgung Einzelner werde die Gesamtheit verunsiche­rt. „Der Datenschut­z ist ein hohes Gut, aber hier droht eine wichtige Grenze überschrit­ten zu werden“, meinte Holter.

Der Datenschut­zbeauftrag­te Lutz Hasse sagte, dass es bei der Abfrage möglicherw­eise auch um weltanscha­uliche Daten gegangen sein könnte. Auch dafür wäre – je nach Alter der Schüler – gegebenenf­alls eine Einwilligu­ng Eltern nötig. Zudem wies er darauf hin, dass durch das besondere Verhältnis von Lehrern und Schülern die Antworten nicht freiwillig seien. Dies nenne man Subordinat­ionsverhäl­tnis.

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