Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
IG Metall droht Stellantis mit massivem Konflikt
Beim Autobauer wird der Ton härter. Experte Dudenhöffer sieht kaum Chancen für Eisenach
Die IG Metall hat den europäischen Autokonzern Stellantis vor einem Kahlschlag bei seiner deutschen Tochter Opel gewarnt. „Der Stellantis-Konzern sollte sich bewusst sein, dass ein massiver Konflikt droht, sollten Ausgliederungspläne und Produktverlagerungen umgesetzt werden“, erklärte der Bezirkschef der IG Metall Mitte, Jörg Köhlinger.
Die Unterstützung der Ministerpräsidenten von Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen sei „Ausdruck
eines breiten Bündnisses gegen den Kahlschlag“.
In der vergangenen Woche waren Stellantis-Pläne bekannt geworden, die beiden Produktionswerke Rüsselsheim und Eisenach aus der deutschen Einheit Opel Automobile GmbH herauszulösen. Zudem soll wegen des Halbleitermangels das Werk Eisenach für drei Monate geschlossen werden, während in anderen Stellantis-Werken die Produktion aufrechterhalten wird. Dazu soll Kurzarbeit beantragt werden. Am Mittwoch gab es weitere Hinweise auf eine bevorstehende Re-Organisation der Opel GmbH, bei der etwa Entwicklungskapazitäten aus Kostengründen nach Marokko verlagert werden könnten. Stellantis würde damit in ein Land mit wesentlich schlechteren Arbeits- und Leistungsbedingungen gehen, so die Gewerkschaft. Die Kostenersparnis gehe zu Lasten der Opel-Beschäftigten.
Stellantis versuche, Produktentscheidungen und Standortbelegungen völlig intransparent durch die Hintertür durchzusetzen, um Tarifund Mitbestimmungsstrukturen zu umgehen, betont Köhlinger. So sollten offensichtlich zusätzliche Kapazitäten für den Anlauf der neuen Ausgabe des Modells Grandland außerhalb von Eisenach aufgebaut werden, um die Belegschaft unter Druck setzen zu können. Das Auto müsse exklusiv in Eisenach gebaut werden, sagt der gewerkschaftliche Unternehmensbeauftragte Rudolf Luz. Für zusätzliche Produktionsund
Entwicklungskapazitäten gebe es keinen Bedarf. Vielmehr müsse in die Standorte in Thüringen, Rheinland-Pfalz und Hessen investiert werden. Sie müssten für neue Antriebstechniken und Modelle fit gemacht werden.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer geht davon aus, dass Stellantis künftig Konzernfahrzeuge wie Peugeots oder Citroens unter dem Namen Opel verkaufen will. Für Eisenach sähen die Zeichen sehr schlecht aus.