Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Der „Theaterher­zog“aus Meiningen

Georg II. von Sachsen-Meiningen baute seine Residenzst­adt zu einem über Thüringen hinaus beachteten kulturelle­n Zentrum aus

- Von Immanuel Voigt

Als Herzog Georg II. von SachsenMei­ningen am 25. Juni 1914 im greisen Alter von 88 Jahren im Kurort Bad Wildungen starb, war vielen seiner Landeskind­er klar, dass nun eine Ära zu Ende ging. Er war einer der letzten royalen Mäzene in Thüringen, der im wahrsten Sinne des Wortes von der politische­n und künstleris­chen Bühne ging.

Unter Georg II. wurde das kleine Meiningen zum kulturelle­n Zentrum ausgebaut und erlangte weit über die thüringisc­hen Grenzen Bekannthei­t. Der 1826 als Sohn des Herzogs Bernhard II. von SachsenMei­ningen und seiner Frau Marie Friederike geborene Erbprinz

Georg begeistert­e sich schon früh für die „schönen Künste“. Nach der Erziehung am elterliche­n Hofe, studierte Georg in Bonn und Leipzig zwischen 1844 und 1847 Kunstgesch­ichte, Geschichte und Rechtswiss­enschaften.

Zurück in Meiningen heiratete Georg 1850 die preußische Prinzessin Charlotte. Die Hochzeit galt als Liebesheir­at. Das Paar unternahm viele Reisen unter anderem nach Italien, auf denen Georg seinen Kunstsinn weiter vervollkom­mnete. 1855 ereignete sich die Tragödie: Zunächst starb Ende Januar der dreijährig­e Sohn Georg Albrecht, dann Ende März auch seine Frau während der Geburt zusammen mit dem vierten Kind.

Drei Jahre später heiratete Georg erneut. Mit Feodora zu HohenloheL­angenburg hatte er drei Kinder. Der Thron schien noch in weiter Ferne, als sich mit dem „Bruderkrie­g“zwischen Preußen und Österreich 1866 die Situation schlagarti­g änderte. Vater Bernhard II. stand auf der Verlierers­eite, Bismarck zwang ihn zum Abdanken. Sein Sohn folgte als Georg II. von Sachsen-Meiningen als Regent.

Nach der Reichsgrün­dung von 1871 widmete sich der Herzog verstärkt dem kulturelle­n Ausbau Meiningens. Als auch seine zweite Frau gestorben war, heiratete Georg ein letztes Mal. Allerdings sollte diese Ehe in adeligen Kreisen keine Anerkennun­g finden. Der Herzog nahm die bürgerlich­e Schauspiel­erin Ellen Franz zur Frau.

Doch war es gerade sie, die Georg bei der Umsetzung seiner künstleris­chen Vorstellun­gen hilfreich zur Seite stand. Gemeinsam mit dem

Regisseur Ludwig Chronegk reformiert­e Georg das Meininger Hoftheater, indem er dem dichterisc­hen Werk auf der Bühne wieder mehr Gewicht verlieh. Ebenso führte der Herzog nicht selten selbst Regie, entwarf Bühnenbild­er und Kostüme. Das Dreigestir­n führte gemeinsam mit ihren Künstlern aus Meiningen zahlreiche Tourneen auf, die sie neben Berlin, London und Moskau noch in zahlreiche andere europäisch­e Städte führten.

Nicht zuletzt gelangte unter Georg II. auch die Meininger Hofkapelle zu neuer Blüte, da bekannte Musiker wie Hans von Bülow und Max Reger den Weg in die Residenzst­adt fanden. Georg II. gilt daher bis heute als der „Theaterher­zog“.

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