Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Ersti-Partys sind die neuen Infektionstreiber
Auffällig viele Corona-Fälle unter Studierenden. Schultests werden für 3G anerkannt
So genannte „Ersti-Partys“von Studierenden haben einen maßgeblichen Anteil an der aktuellen Corona-Welle in Erfurt. Allein am Dienstag sollen 380 Studierende, die zuvor an Erstsemester-Feiern teilgenommen hatten, vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden sein.
Diese Information unserer Zeitung will Gesundheitsdezernentin Anke Hofmann-Domke (Linke) nicht kommentieren. Doch sie bestätigt, dass der jüngste Anstieg bei den Ansteckungen auf „Feiern im studentischen und im privaten Umfeld“zurückzuführen sei.
Mit diesem grundlegenden Wandel im Infektionsgeschehen begründet die Dezernentin auch, warum die Stadt am Donnerstag eine Allgemeinverfügung zur 3G-Regel in Erfurt erließ, obwohl sie Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) kurz zuvor noch ausgeschlossen hatte. Seien bis zu Wochenbeginn hauptsächlich Kinder und Jugendliche positiv getestet worden, handele es sich bei den neueren Fällen überwiegend um Erwachsene. An den Schulen habe sich das Infektionsgeschehen hingegen beruhigt.
88 Neuinfektionen ließen die Corona-Inzidenz am Freitag auf 147,9 klettern. „Wir müssen mit geeigneten Maßnahmen auf das jeweilige Infektionsgeschehen reagieren“, erläutert Hofmann-Domke die Anordnung der 3G-Regel. Ab sofort dürfen nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete Zutritt zur Innengastronomie, zu Hotels, zu Veranstaltungen sowie zu Fitnessstudios oder Schwimmhallen erhalten. Schnelltests sind 24 Stunden, PCRTests 48 Stunden lang gültig.
Eine Sonderregel gelte für Schüler, betont die Dezernentin. Die freiwilligen Corona-Tests zwei Mal die Woche, die alle Schulen seit dieser Woche wieder anbieten, würden als Testnachweis anerkannt.
Das Land habe bereits Vordrucke an die Schulen verschickt, die Schülern eine regelmäßige Teilnahme an den Tests bescheinigen. Diese Vordrucke gelten dann für mehrere Wochen, so dass nicht nach jedem Test ein neuer Zettel nötig wird. Nach der Ankündigung von 3G hatten sich Dutzende Eltern in der Sorge an das Dezernat gewandt, ihre Kinder könnten nur noch mit hohem Aufwand am sportlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Mit einem Nachfrage-Anstieg für Corona-Tests ist dennoch zu rechnen. In Absprache mit der Kassenärztlichen Vereinigung will Hofmann-Domke daher wieder mehr Ärzte davon überzeugen, diese Tests anzubieten. Ob der Bedarf so groß ist, dass die Wiederöffnung von zwischenzeitlich geschlossenen Testcentern sinnvoll erscheint, will der Pandemiestab nach den ersten Erfahrungen entscheiden.
Die Umsetzung der 3G-Regel soll stichpunktartig überprüft werden. In einer Übergangszeit stehe jedoch die Aufklärung im Mittelpunkt, sagt Ordnungsdezernent Andreas Horn (CDU). Wie mögliche Strafen bei Verstößen aussehen könnten, werde noch geprüft.
Für die Umsetzung der Zugangsbeschränkung sind die Betreiber der Einrichtungen verantwortlich. Nach anderthalb Jahren der Pandemie dürften sie auf alle Szenarien vorbereitet sein, meint Anke Hofmann-Domke. Die Stadt habe aber noch einmal Infos an IHK, Dehoga und andere Verbände versandt.