Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Keine ernstzunehmende Belegung aufgrund der Pandemie“
40 Kinder mit Corona im Erfurter Helios-Klinikum behandelt
An vielen Stellen wird bereits gewarnt, dass vor allem Kinder und Jugendliche an Covid erkranken beziehungsweise unter Long Covid leiden werden, also den Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung. Wie ist die aktuelle Situation in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin? Wir sprachen mit dem HeliosChefarzt Axel Sauerbrey.
Wie voll ist es derzeit auf Ihren Stationen?
Wir haben eine normale Auslastung und keine ernstzunehmende Belegung aufgrund der Pandemie.
Das bedeutet?
Derzeit sind auf unserer Station keine Kinder mit akuten Covid-Erkrankungen und auch keine Kinder mit Long-Covid. Überhaupt haben wir seit Beginn der Pandemie vor anderthalb Jahren extrem wenige Kinder und Jugendliche mit einer Covid-19-Erkrankung behandelt. Seit März 2020 hatten wir 40 Fälle unter 18 Jahren.
Würden Sie dennoch eine CoronaImpfung empfehlen für Kinder ab 12 Jahren?
Auf jeden Fall. Um eine Pandemie zu bekämpfen, braucht es eine hohe Impfrate. Zudem sehe ich es als viel schlimmer an, die Kinder immer wieder in diese Isolation zu schicken, in Quarantäne. Wenn sie geimpft sind, betrifft sie das nicht mehr. Das wahre Desaster ist diese lange Zeit, in der Kinder ohne ihre
Freunde und ohne Unterricht waren.
Welche Beobachtungen haben Sie noch gemacht?
Wir hatten sechs Kinder in Behandlung, die am sogenannten PIM-Syndrom litten, das post-virale Entzündungssyndrom. Dies ist eine zu starke Reaktion auf eine Covid-Infektion und tritt erst Wochen nach der Infektion auf. Es gab zwei schwere Fälle, in denen die Kinder arge
Probleme mit der Lunge hatten. Aber alle Kinder sind genesen und entlassen.
Eltern berichten, dass es derzeit ziemlich voll ist in den Kinderarztpraxen. Was geht um?
Im Moment haben wir eine Infektionswelle mit dem RS-Virus, dem Respiratorischen Synzytial-Virus. Die Zahl der Erkrankungen liegt höher als in anderen Jahren. Normalerweise kommt das Virus im späten Winter. Vor allem Kinder unter einem Jahr haben schwere Verläufe mit dieser Atemwegserkrankung.