Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Es müssen alle mitziehen“
Volker Stietzel, neuer Präsident des Behindertensportverbandes, ist Rollstuhlbasketball-Fan
Er kann nicht still sitzen und die Dinge so belassen, wie sie sind. Auch zwei Jahre Sportpause halten ihn nicht auf. Nun ist er wieder da. Volker Stietzel, sportlicher Tausendsassa, was die Organisation angeht, ist der neue Präsident des Thüringer Behindertensportund Rehasportverbandes. Wir sprachen mit dem 56Jährigen unter anderem über die Elxlebener Rollstuhlbasketballer.
Wie kam es, dass Sie zum Thüringer Behindertensport- und Rehasportverband wechseln, nach dieser doch recht langen Schaffenspause?
Für mich stand immer fest, dass ich, wenn ich in Richtung 60 Jahre gehe, ehrenamtlich weitermache. Ich habe das Glück, dass es mir gut geht. Die erste Anfrage kam noch etwas früh, da hatte ich erstmal abgesagt.
Aber der Verband blieb hartnäckig?
Das kann man so sagen. Die Gespräche wurden intensiver und zielgerichteter. Das gesamte Präsidium wurde mit einbezogen und muss hinter dieser Entscheidung stehen. Einen Alleingang von mir wird es nicht geben. Das geht auch überhaupt nicht.
Wann stand für Sie die Entscheidung fest?
Dass es in die positive Richtung ging – das war im Sommer. Die Gespräche mit Vizepräsident Renate Blümling gingen in die richtige Richtung. Eine Grundvoraussetzung und Bedingung für mich war, dass alle mitziehen müssen. Das betone ich immer wieder.
Wie ist man denn auf Volker Stietzel gekommen?
Ich vermute, dass Renate verfolgt hat, was wir so gemacht haben mit dem Europacup und dem Bosseln im Allgemeinen bei uns im Verein in Sondershausen. Das hat schon für Aufsehen gesorgt. Und wir haben viel Lob damals bekommen – aus Thüringen und darüber hinaus.
Wie lange werden Sie nun eigentlich dieses Amt bekleiden?
Zunächst für ein Jahr befristet. Dann sind im Oktober 2022 Neuwahlen bei der Verbandsversammlung, dem höchsten Gremium. Dann sind es vier Jahre Amtszeit.
Wie kam es, dass Sie während einer Legislatur gewählt wurden?
Das ist eher ein trauriger Anlass. Mein Vorgänger Michael Linß musste aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen. Ich übernehme das vorerst kommissarisch. Er war viele Jahre Präsident. Nach seinem Rücktritt haben die Vizepräsidenten übergangsweise das Amt übernommen. Mein Dank geht an alle meine Vorgänger und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, die den Betrieb am Leben gehalten haben.
Was sind Ihre Aufgaben?
Wir müssen technisch einen gewaltigen Sprung nach vorne machen. Automatismen müssen greifen. Wir müssen alle Vereine mitnehmen und uns um den Nachwuchs kümmern. Wir haben das Glück, so viele hochkarätige Sportler in unserem schönen Thüringen zu haben – von deutschen Meistern bis hin zu internationalen Titelträgern. Ganz aktuell Laurenz Fehling von Hydro Nordhausen, der deutscher Meister im Tischtennis wurde. Oder Karatemeister Sven Baum. Oder solche Zugpferde wie die Rollstuhlbasketballer in Elxleben, die ich mir bald auch live ansehen werde. Bei den Paralympics hab ich kein Spiel verpasst. Es ist so eine tolle Sportart.
Was sind Ihre Ziele?
Wir müssen die einzelnen Sportarten bündeln und uns weiterentwickeln. Außerdem gilt es, den RehaBereich weiter auszubauen und zu unterstützen. Das sind alles langjährige Aufgaben. Von heute auf morgen wird sich da nicht so viel ändern lassen. Auch der Aufbau des Rollstuhlhandball in Eisenach liegt mir am Herzen. Das ist eine so tolle Sache, die natürlich wachsen muss. Aber wir haben 169 Vereine im Verband und jeder soll die gleiche Aufmerksamkeit bekommen – das ist mein großes Ziel. Das geht nur, wenn ich von allen Seiten, auch privat, unterstützt werde.