Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Queen tadelt Klima-Politiker

„Worte, keine Taten“: Die Monarchin ist unzufriede­n mit dem Engagement der Verantwort­lichen für den Umweltschu­tz. Das offenbart eine Mikrofonpa­nne

- Von Oliver Stöwing Cardiff.

Die Queen ist zurück – und wie! In Cardiff nahm sie an der Eröffnungs­zeremonie des walisische­n Parlaments teil. Zwar war es das zweite Mal, dass sie öffentlich am Stock ging – aber die 95-Jährige war in Topform. In pinkfarben­em Mantel mit dazu passendem Hut schritt sie über den roten Teppich. Anders als die meisten anderen verzichtet­e sie auf eine Maske. Gut gelaunt begrüßte sie die Politikeri­nnen und Politiker, scherzte und plauderte. Es war ihr erster Besuch seit fünf Jahren in diesem Landesteil ihres Vereinigte­n Königreich­s.

Dann aber zeigt sie sich von der bissigen Seite – und macht Politikern, die das Klima retten sollen, Beine. Es wäre irritieren­d, wenn die Leute „nur reden, aber nicht handeln“, sagt sie.

„Privates sollte privat bleiben“

Damit sorgte sie für einen Eklat: Aussagen zu politische­n Themen sind für sie tabu. Ihre Rolle ist rein repräsenta­tiv. Bei der Parlaments­eröffnung in London etwa liest sie stoisch ihren Text vor, den ihr der amtierende Premiermin­ister vorgibt. Als sie einmal einen blauen Hut mit Sternen trug, ging das vielen bereits zu weit. Machte sie sich damit etwa für einen Verbleib in der EU stark?

Tatsächlic­h fiel der Queen-Tadel in Wales in einem privaten Gespräch mit ihrer Schwiegert­ochter Herzogin Camilla, die sie begleitet hatte, und der Parlaments­präsidenti­n Elin Jones. Ihnen war nicht bewusst, dass ihre Diskussion von den Mikrofonen aufgezeich­net wurde und damit im Livestream von der Zeremonie zu hören war. In dem Gespräch ging es um die UN-Klimakonfe­renz COP26 in Glasgow, die in zwei Wochen beginnt. Die Queen will daran teilnehmen, ebenso Thronfolge­r Prinz Charles, Herzogin Camilla, Prinz William und Herzogin Kate.

Doch ist die Queen unzufriede­n mit dem bisherigen Stand der Gästeliste. „Ich höre alles über die COP“, sagt sie. „Ich weiß immer noch nicht, wer kommt. Keine Ahnung.“Dann wendet sie sich an die walisische Politikeri­n Jones: „Wir wissen bisher nur von Leuten, die nicht kommen.“Jones pflichtet der Königin bei: „Exakt – und es ist Zeit zu handeln.“

Nun bringt die Politikeri­n die Sprache auf Prinz William. Der zukünftige König hatte Milliardär­e wie Jeff Bezos kritisiert, die sich und reiche Touristen in den Weltraum schießen. „Es gibt keinen Grund, ins All zu fliegen“, sagte der Queen-Enkel der BBC. „Die schlaueste­n Köpfe der Welt sollten sich darauf konzentrie­ren, diesen Planeten zu reparieren, statt zu versuchen den nächsten Ort zu wechseln.“Auch er äußerte Bedenken, bei der Klimakonfe­renz könne es „schlaue Worte, aber nicht genug Taten“geben. Während Jones davon spricht, lächelt die Queen stolz – und sagt: „Ja, ich habe darüber gelesen.

Verkehrsmi­nister Grant Shapps beeilte sich, zu den Queen-Aussagen Stellung zu beziehen. Dabei wies er die Andeutung zurück, die Teilnehmer­liste sei mau. „Wir wissen, dass Hunderte Führungspe­rsönlichke­iten zur COP nach Glasgow kommen werden“, sagte er Sky News. „Ich denke, private Aussagen sollten privat bleiben, aber wir würden alle gerne mehr Fortschrit­t (beim Klimaschut­z) sehen.“

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FOTO: JACOB KING / PA / ASSOCIATED PRESS Queen Elizabeth II hält die Eröffnungs­rede vor dem Parlament in Wales. In die Politik darf sie sich nicht einmischen.
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FOTO: CHRIS JACKSON / GETTY IMAGES Die walisische Politikeri­n Elin Jones (r.) begrüßt Prinz Charles, Herzogin Camilla und die Queen.

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