Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Anklage gegen Topmanager
Drei Jahre nach dem Brückeneinsturz von Genua stehen jetzt 59 Menschen vor Gericht
Mehr als drei Jahre nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua hat am Freitag die juristische Aufarbeitung vor Gericht begonnen. 59 Personen sind im Zusammenhang mit der Katastrophe vom
14. August 2018 angeklagt, bei der
43 Menschen ums Leben kamen.
59 Personen standen bei der Vorverhandlung vor Gericht. 300 Personen wurden als Nebenkläger zum Prozess zugelassen. Mehr als 100 Anwälte waren bei der Gerichtsverhandlung anwesend, für die ein Zelt vor dem Justizpalast in Genua aufgestellt wurde. Die StaatsanwaltTrauer schaft hat Anklage wegen fahrlässiger Tötung, Gefährdung der Verkehrssicherheit und anderer Fahrlässigkeitsdelikte erhoben. Anhörungen sind bis Dezember geplant. Schwere Beschuldigungen wurden an den Autobahnbetreiber ASPI und das Ingenieurbüro Spea gerichtet, die meisten gegen leitende Angestellte und Manager der beiden Unternehmen und des Mutterkonzerns Atlantia, der von der Familie Benetton kontrolliert wird. Den Ermittlern zufolge sollen die Verdächtigen von den Sicherheitsmängeln an der Morandi-Brücke gewusst, aber nichts dagegen unternommen haben. Zu den Hauptangeklagten zählt der Ex-Atlantia-Vorstandschef Giovanni Castellucci.
„Für uns ist es besonders wichtig, hier vor Gericht zu sein. Wir wollen den Angeklagten in die Augen schauen. Für uns wird die Zeit der
nie zu Ende gehen“, sagte Egle Possetti, die Sprecherin der Hinterbliebenen. Bei dem Unglück verlor sie ihre jüngere Schwester und deren beiden Kinder. „Ich wünsche mir, dass die Mörder meines Sohnes und der anderen 42 Todesopfer hinter Gitter landen. Ich hoffe, dass sich die Verhandlungen nicht zu lange hinziehen. Wir haben schon zu lange auf diesen Prozess gewartet“, sagte Roberto Battiloro, Vater eines verunglückten 29Jährigen.
Justizministerin Marta Cartabia versprach den Angehörigen der Opfer im Vorfeld Gerechtigkeit. „Ich stehe hier als Mutter“, sagte sie.