Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Anklage gegen Topmanager

Drei Jahre nach dem Brückenein­sturz von Genua stehen jetzt 59 Menschen vor Gericht

- Von Micaela Taroni Genua. Die Autobahnbr­ücke nach dem Einsturz.

Mehr als drei Jahre nach dem Einsturz der Autobahnbr­ücke in Genua hat am Freitag die juristisch­e Aufarbeitu­ng vor Gericht begonnen. 59 Personen sind im Zusammenha­ng mit der Katastroph­e vom

14. August 2018 angeklagt, bei der

43 Menschen ums Leben kamen.

59 Personen standen bei der Vorverhand­lung vor Gericht. 300 Personen wurden als Nebenkläge­r zum Prozess zugelassen. Mehr als 100 Anwälte waren bei der Gerichtsve­rhandlung anwesend, für die ein Zelt vor dem Justizpala­st in Genua aufgestell­t wurde. Die Staatsanwa­ltTrauer schaft hat Anklage wegen fahrlässig­er Tötung, Gefährdung der Verkehrssi­cherheit und anderer Fahrlässig­keitsdelik­te erhoben. Anhörungen sind bis Dezember geplant. Schwere Beschuldig­ungen wurden an den Autobahnbe­treiber ASPI und das Ingenieurb­üro Spea gerichtet, die meisten gegen leitende Angestellt­e und Manager der beiden Unternehme­n und des Mutterkonz­erns Atlantia, der von der Familie Benetton kontrollie­rt wird. Den Ermittlern zufolge sollen die Verdächtig­en von den Sicherheit­smängeln an der Morandi-Brücke gewusst, aber nichts dagegen unternomme­n haben. Zu den Hauptangek­lagten zählt der Ex-Atlantia-Vorstandsc­hef Giovanni Castellucc­i.

„Für uns ist es besonders wichtig, hier vor Gericht zu sein. Wir wollen den Angeklagte­n in die Augen schauen. Für uns wird die Zeit der

nie zu Ende gehen“, sagte Egle Possetti, die Sprecherin der Hinterblie­benen. Bei dem Unglück verlor sie ihre jüngere Schwester und deren beiden Kinder. „Ich wünsche mir, dass die Mörder meines Sohnes und der anderen 42 Todesopfer hinter Gitter landen. Ich hoffe, dass sich die Verhandlun­gen nicht zu lange hinziehen. Wir haben schon zu lange auf diesen Prozess gewartet“, sagte Roberto Battiloro, Vater eines verunglück­ten 29Jährigen.

Justizmini­sterin Marta Cartabia versprach den Angehörige­n der Opfer im Vorfeld Gerechtigk­eit. „Ich stehe hier als Mutter“, sagte sie.

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FOTO: G. BORGIA / PICTURE/DPA

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