Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Holter: „Digitale Kultur leben und verinnerlichen“
Studienseminar veranstaltet Tagung für Ausbildungsschulen und angehende Lehrer
Tafel, Kreide und Schwamm – die Grundausstattung jeder Schule. Die Universalwaffe ist der Tageslichtprojektor. Mit diesen Worten beschreibt Frank Triller den Schulalltag von gestern, vergleicht ihn mit den Darstellungen aus dem Film „Feuerzangenbowle“von 1944.
Doch wie sieht Unterricht der Zukunft aus, wie kann die Kultur der Digitalität Einzug halten und welche technischen Voraussetzungen braucht es.? Fragen, mit denen der Leiter des Studienseminars für Regelschulen in Erfurt die Veranstaltung „Digital normal – Unterricht von morgen“eröffnete.
Die Tagung richtet sich an die Verantwortlichen der Ausbildungsschulen des Studienseminars, in denen die künftigen Lehrer ausgebildet werden, und stellt den Fokus auf die digitale Bildung. Dabei erscheinen die Möglichkeiten unbegrenzt und erschließen neue Perspektiven im gesamten Bildungsbereich.
Frank Triller spricht in dem Zusammenhang die Lebenswelt der Heranwachsenden an: Smartphone, Tablet, Instagram und Tik Tok. Und dort müssen die Jugendlichen abgeholt werden, obgleich es teilweise noch immer einen Spagat zwischen Tageslichtprojektor und IPad-Klassen gibt.
Ein Aspekt, den Referentin Ines Bieler von der Martin-Luther-Universität in Halle aufgreift. Es reiche nicht, in die Klassenräume von gestern Technik von heute zu stellen, um Unterricht von morgen zu machen. Es brauche eine digitale Transformation, bei der der Lehrer eine neue Rolle einnimmt, sich weiterentwickelt und auch Fehler macht, um aus ihnen zu lernen. Medienpädagogin Iren Schulz spricht auch die Rolle der Lehrer an, geht dabei auf die Kommunikation zwischen Lehrer, Schülern und Eltern ein. Denn gerade die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig ein Austausch sei.
Zur digitalen Kultur äußert sich Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Die technischen Voraussetzungen seien das eine, doch die Lehrer von morgen müssen die „digitale Kultur leben und verinnerlichen.“Er bezeichnet die angehenden Pädagogen und die Vertreter der Ausbildungsschulen als „Botschafter“, für den Lehrerberuf, den „schönsten Beruf der Welt.“
Die Frage, welche Kompetenzen ein Lehrer besitzen muss, um den
Herausforderungen der digitalen Welt gewappnet zu sein, wird im Medienkonzept des Studienseminars beantwortet. Die Grundidee: Pflicht- und Wahlmodule sowie die Nutzung von individuellen Angeboten in unterschiedlichsten Formaten.
Im Rahmen der Ausbildung ist ein breites Spektrum an Unterrichtsbeispielen entstanden, die in verschiedenen Workshops den Vertretern der Ausbildungsschulen vor und zur Diskussion gestellt werden. „Mit dem Austausch streben wir eine Vernetzung schulübergreifend und mit externen Partnern an“, resümiert Triller.
In einer abschließenden Podiumsrunde wird deutlich, dass Schulen teilweise technisch im schwarz-weiß Fernsehen einzuordnen sind, viele Pädagogen sich aber nach Bunt-Fernsehen sehnen und die neue Rolle im Bildungsprozess erkennen und annehmen.