Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Ein Hauch von Unterschied
Erfurts Schwarz-Weiß-Volleyballerinnen liefern dem Favoriten Schwerin einen knallharten Fight. Der setzt sich beim 3:2 nur knapp durch
Ein hochgradiger Offenstand, wohin die Reise der neuformierten Schwarz-Weiß-Volleyballerinnen in der Saison 2021/22 geht.
Warum? Nach einem begeisternden 3:1 gegen Wiesbaden folgte die 0:3-Klatsche von Aachen. Nun also der vierte Anlauf. Gegen den mehrfachen Meister Schwerin. Auch der ist wie Erfurts Team in der Selbstfindung. So stand über der Partie Ungewissheit. Und die Hoffnung der Schwarz-Weißen, das Publikum möge sie wieder zum Sieg tragen.
Die Spielerinnen um Toni Stautz taten alles, diesem Anspruch gedem recht zu werden. Was für ein Fight! Einer, bei dem ein Sieger selbst nach über zweieinhalb Stunden aufopferungsvollsten Einsatzes auf beiden Seiten noch nicht auszumachen war. Logisch, dass der Gewinner, Schwerin, beim 3:2 (19, -21, -24, 25, 11) ein denkbar glücklicher war.
Für die ausgefallene Mittelblockerin Elizabeth Sandbothe rückte Lena Liegert in den ersten Erfurter Anzug. Die 19-Jährige machte ihre Sache richtig gut und sorgte für den Startpunkt. Beide Teams waren im ersten Abschnitt auf der Suche nach ihrem sportlichen Selbstverständnis. Lindsey Ruddins in Schwerins Diensten wurde infolge ihrer Angriffswucht und insgesamt 29 Punkte zum kaum zu stoppenden „Teufelswerk“.
Mit 25:19 ging der Satz an die favorisierten Gäste.
Ein Zweierblock Jazmine White/ Toni Stautz zum 7:5 im zweiten Abschnitt war so etwas wie ein Wachküsser. Außenangreiferin Hillary Hurley, die diagonale Rica Maase (beide mit Power) und Mittelblockerin White (mit blitzschnellem Arm) zogen über 15:8, 17:11, 20:14 ins Ziel des zweiten Satzes. Entscheidende Basis des Spiels, endgültig und von Dauer in eben diesem zu sein, war indes eine formidable Feldabwehr, die Gäste-Coach Felix Koslowski staunen ließ: „Was die alles vom Boden gekratzt haben, war unfassbar gut.“Um anerkennend nachzuschieben: „Erfurt hat eine klar bessere Mannschaft als zuvor.“
Die Spannung auf den Siedepunkt brachte Satz drei. Michelle Petter, Toni Stautz, später Sindy Lenz und Co. konnten zwar nicht immer im Block gegen Ruddins dagegenhalten, standen aber in der Feldabwehr wie eine Gummiwand. Und vorn trafen White (15), Maase (17), Hurley (13) und Stautz (14). Das 26:24 war der Lohn.
Wer geglaubt hatte, es gäbe keine Spannungssteigerung, sah sich getäuscht. Im vierten Durchgang holten die Erfurter ein 9:15 und 15:21 auf und waren beim 25:25 nah am Drei-Punkte-Sieg. Die Nordlichter aber hatten den längeren Atem und den Tick mehr Routine. Tiebreak. Was da passierte, brachte Erfurts Zuspielerin Corina Glaab nach 11:15 auf den Punkt: „Ich glaube, dass der vierte Satz mit dem aufgeholten Rückstand einige vor allem psychische Körner gekostet hat, so dass wir im Tiebreak nicht mehr die optimale Körperspannung aufbringen konnten.“
Schwarz-Weiß-Coach Konstantin Bitter wusste: „Wir hätten’s gewinnen können, vielleicht sogar müssen. So wie’s gelaufen ist. Da bleibt für den Moment Enttäuschung. Ich weiß, wir sind noch nicht am Optimum.“Schwerins Trainer betonte noch einmal: „Zu keiner Sekunde war ich mir sicher zu gewinnen. Bis hin zum letzten Ballwechsel. Man sieht auch an Erfurt: Die Karten werden in dieser Serie ganz neu und vielleicht auch anders gemischt.“