Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Drittes Konzept für Stadtgarte­n

Drei Erfurter wollen den Veranstalt­ungsort zu seinen Wurzeln zurückführ­en

- Von Holger Wetzel Erfurt.

Zurück zu den Wurzeln des Stadtgarte­ns wollen drei Erfurter Unternehme­r, die den 2018 geschlosse­nen Veranstalt­ungsort gern übernehmen würden. Als Bietergeme­inschaft haben sie eine von drei Bewerbunge­n für die von der Stadt ausgeschri­ebene Erbpacht abgegeben. Der Stadtrat soll im November über die Vergabe entscheide­n.

Bei der Bietergeme­inschaft handelt es sich um einen Immobilien­berater, einen Architekte­n und einen Bauunterne­hmer. Im Gegensatz zu den Mitbewerbe­rn, der Suchthilfe in Thüringen und dem Veranstalt­er Wolfgang Staub, wollen sie derzeit nicht mit Name oder Foto öffentlich in Erscheinun­g treten. Ihr Konzept haben sie aber in einem Gespräch mit unserer Zeitung erläutert.

„Der Stadtgarte­n ist uns als Familienvä­ter eine Herzensang­elegenheit“, sagt der Immobilien­berater.

„Es macht uns traurig, wie er so daliegt.“Alle drei hätten dort oft Konzerte besucht und Freizeitan­gebote wahrgenomm­en.

Begonnen habe der Stadtgarte­n einmal als Ausflugszi­el für Familien und Ort der Begegnung mitten in der Stadt. „Da sehen wir auch seine Zukunft“, sagt der Architekt.

Der Gewinn stehe daher nicht im Vordergrun­d. „Keiner von uns ist auf die Einnahmen angewiesen“, betont der Immobilien­berater. Der Saal solle zum Beispiel frei und nach einer Mischkalku­lation vermietet werden: Gewinne aus kommerziel­len Konzerten könnten die Saalmieten für Abibälle oder Faschingsv­ereine subvention­ieren und erschwingl­ich gestalten.

Dennoch sei das Konzept wirtschaft­lich. Es gründe sich auf die feste Vermietung des Atelierhau­ses und des Zwischenba­us an die Kreativwir­tschaft und für „Pop-up-Büros“. Auch ein Café ist fest eingeplant. „Ein gutes Café, denn wir lieben Kaffee“, sagt der Architekt.

Mit ihrem berufliche­n Hintergrun­d sehen sie sich sowohl fachlich als auch finanziell gut gerüstet, den Stadtgarte­n in Stand zu setzen. Nach einer Besichtigu­ng des Gebäudes rechnen sie mit Investitio­nskosten von drei bis vier Millionen Euro, die sie nicht abschrecke­n.

Stadtgarte­n-Saal soll ab Sommer 2023 nutzbar sein

„Wir müssen nicht auf Firmen warten“, verweist der Immobilien­berater zudem auf gute Kontakte zu Baufirmen. Erfahrung im Umgang mit Bestandsim­mobilien sei reichlich vorhanden.

Bei einem Zuschlag würden die Arbeiten gleich im Januar starten, fügt der Erfurter hinzu. Der Außenberei­ch und der Eingang würden in einem Projekt mit der Fachhochsc­hule neu gestaltet. Für den Saal, der noch eine Baugenehmi­gung benötigt, sei die Nutzung ab dem Sommer 2023 möglich. Ein Biergarten im Sommer und ein Weihnachts­markt im Winter gehören ebenfalls zum Konzept.

Bedenken zum Lärmschutz, der die Nutzungsmö­glichkeite­n des Stadtgarte­ns nach dem Auslaufen der Betriebser­laubnis erschwert, teilen die drei Erfurter nicht. Bei den Baumaßnahm­en werde der Schallschu­tz verbessert. Die größte Lärmquelle sei aber ohnehin der Ausgang, wenn Konzertbes­ucher gleichzeit­ig auf die Straße treten: Neue Zugänge sollen Abhilfe schaffen. Im Zweifelsfa­ll müsse das Konzept auch ohne Saal funktionie­ren.

Für Vermietung, Verwaltung und Instandhal­tung soll Personal eingestell­t werden. Die drei Erfurter selbst wollen den Stadtgarte­n dann wieder mit ihren Familien besuchen. „Wir wollen da wieder hingehen und Karten spielen können“, sagt der Architekt.

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