Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Anklage gegen Polizisten aus Saalfeld
Er soll ein Mädchen missbraucht haben
Die Handschellen klickten in Warnemünde. Thüringer Zielfahnder nahmen im Juni einen 54-jährigen Polizeivollzugsbeamten der Landespolizeiinspektion Saalfeld fest. Seitdem sitzt der Mann in der Justizvollzugsanstalt. Nun hat die Staatsanwaltschaft Gera Anklage wegen schweren sexuellen Missbrauches eines Kindes erhoben.
Vorausgegangen war dem Verfahren eine Anzeige. Eine Neunjährige aus dem persönlichen Lebensumfeld des Angeschuldigten hatte sich ihrem Vater anvertraut. Der ging am 31. Mai zur Polizei – die Abteilung Interne Ermittlungen übernahm den Fall. Schnell bestätigte sich der dringende Tatverdacht gegen den Mann, der sich gerade an der Ostsee aufhielt. Der Zugriff erfolgte zwei Tage später in Mecklenburg-Vorpommern.
Nach den weitergehenden Ermittlungen klagt die Staatsanwaltschaft nun zwölf Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes an, die sich von März bis August
2020 ereignet haben sollen. Da der Mann die Taten – teils bis zu 40 Minuten lang – auf Video filmte, steht die Anklage in Tateinheit mit dem Herstellen von Kinderpornografie. Hinzu kommen weitere 43 Fälle der Herstellung kinderpornografischer Schriften und Besitz kinderpornografischer Inhalte in Tateinheit mit dem Besitz jugendpornografischer Inhalte, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Riebel.
Eine Jugendkammer des Landgerichtes Gera muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden, was aber als Formsache gilt. Im Fall einer Verurteilung muss der Mann mit einer langjährigen Freiheitsstrafe rechnen. Die Mindeststrafe für einen Fall des schweren sexuellen Missbrauchs liegt bei zwei Jahren Freiheitsstrafe. Allerdings werden nicht die Strafhöhen aller Einzelfälle addiert. Die Gesamtfreiheitsstrafe erhöht die höchste Einzelstrafe angemessen. Zum Vergleich: Erst am Freitag hatte die neunte Strafkammer des Landgerichtes Gera einen 72-Jährigen aus Bad Lobenstein wegen schweren sexuellen Missbrauchs seiner Stiefenkelin verurteilt. Er hatte drei Fälle des sexuellen Missbrauchs, davon zwei schwere Fälle, eingeräumt und muss für viereinhalb Jahre in Haft.
Folgeermittlungsverfahren im Fall des Polizisten gibt es Riebel zufolge noch nicht.