Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die Kraft des Wassers

Kraftwerke an Flüssen tragen in Thüringen 1,4 Prozent zur Gesamtstro­merzeugung bei

- Von Philipp Brendel Jena.

Die alten Wasserturb­inen leisten auch nach über 80 Jahren noch zuverlässi­g ihren Dienst. Karl Schmidt, Besitzer des Saalekraft­werkes in Jena-Burgau und stellvertr­etender Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft Thüringer Wasserkraf­twerke e.V. (ATW), erklärt die Funktionsw­eise des denkmalges­chützten Wasserkraf­twerkes.

Es gehört zu 215 Wasserkraf­twerken in Thüringen. Jedes Kraftwerk trägt einen Anteil zum erneuerbar­en Strommix bei. Doch aus ökologisch­en Gründen sind sie auch umstritten. Kleinere Kraftwerke seien sogar unrentabel.

Modernisie­rung könnte die Energieaus­beute verdoppeln

In Deutschlan­d gibt es 7300 Wasserkraf­tanlagen, die insgesamt 5600 Megawattst­unden Strom erzeugen. Das ist ein Anteil von 7,4 Prozent bei den erneuerbar­en Energien und 3,5 Prozent der gesamten Stromerzeu­gung.

Der Großteil dieses

Stromes wird von Anlagen mit einer Leistung von über einem Megawatt erzeugt. 6900 Anlagen sind Kleinwasse­rkraftanla­gen mit einer Leistung von unter ein Megawatt. In Thüringen produziere­n Wasserkraf­tanlagen

142 Millionen Kilowattst­unden Strom, ein Anteil von 2,2 Prozent bei den erneuerbar­en Energien und

1,4 Prozent der Gesamtstro­merzeugung. Ökologisch stellen die Wasserkraf­tanlagen

ein Problem dar, weil sie die Gewässerdu­rchlässigk­eit, zum Beispiel für Fische, behindern. Zudem sehe die Politik die Kleinwasse­rkraftanla­gen als zu unwirtscha­ftlich an, sagt Michael Reinig, Vorsitzend­er der ATW: „Wenn wir die Energiewen­de schaffen wollen, dann brauchen wir jede Kilowattst­unde.“Die Wasserstro­merzeugung

könne durch Modernisie­rung und Wiederinbe­triebnahme von Wasserkraf­tanlagen verdoppelt werden, sagt er. Doch Anlagenmod­ernisierun­gen würden nach der bisherigen Förderrich­tlinie nur bis zu 250.000 Euro gefördert. Das könnten viele Betreiber kleinerer Anlagen nicht stemmen, sagt Reinig: „Allein eine Fischtrepp­e kostet eine halbe Million Euro.“

Der Vorteil der Kleinanlag­en liege in der dezentrale­n Stromerzeu­gung und -stabilisie­rung vor Ort. Zudem hätten die Wehre eine Rückhaltef­unktion bei Hitzezeite­n, erklärt Karl Schmidt: „Der Grundwasse­rspiegel kann für die Landwirtsc­haft konstant gehalten werden.“Förderunge­n der Wasserkraf­terzeugung, die über das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz hinausgehe­n, gebe es laut dem Ministeriu­m für Umwelt, Energie und Naturschut­z keine. Anlagen, die der Gewässerdu­rchgängigk­eit dienen, wie Fischtrepp­en, würden hingegen bis zu 90 Prozent gefördert.

Zum Erreichen der Klimaziele in Thüringen sei ein grüner Energiemix aus selbst produziert­em Strom notwendig, sagt Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne): „Vor allem Windenergi­e, Solarenerg­ie und Biomasse, aber auch die Wasserkraf­t kann einen Beitrag leisten.“Das Potenzial für neue Laufwasser­kraftanlag­en in Thüringen, also Wasserkraf­twerke in Fließgewäs­sern, gebe es laut Umweltmini­sterium keine.

Es gehe vorrangig um die Modernisie­rung von bestehende­n Anlagen, deren Leistungss­teigerung sowie ökologisch­er Schutzmaßn­ahmen. Die Erfahrunge­n in Thüringen zeigen hierbei jedoch, dass die Investitio­nskosten bei kleinen und mittleren Wasserkraf­tanlagen den Ertrag weit überstiege­n. Die Kosten könnten, selbst langfristi­g gesehen, nicht durch die Anlagen erwirtscha­ftet werden. Je kleiner also die Wasserkraf­tanlage und deren Energieerz­eugung, desto unwirtscha­ftlicher erscheint der Erhalt.

 ?? FOTO: PHILIPP BRENDEL ?? Michael Reinig (links) und Karl Schmidt vor dem Saalekraft­werk in Jena-Burgau. Das Kraftwerk erzeugt seit 1912 zuverlässi­g Strom aus der Kraft des Wassers.
Viele der kleinen Anlagen sind unwirtscha­ftlich
FOTO: PHILIPP BRENDEL Michael Reinig (links) und Karl Schmidt vor dem Saalekraft­werk in Jena-Burgau. Das Kraftwerk erzeugt seit 1912 zuverlässi­g Strom aus der Kraft des Wassers. Viele der kleinen Anlagen sind unwirtscha­ftlich

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