Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Union will Magwas als Bundestags-Vize

CDU/CSU-Fraktion einigt sich in letzter Minute auf ostdeutsch­e Frau als Kandidatin

- Von Christian Kerl Berlin. Yvonne Magwas

Überrasche­nder Ausgang eines Machtkampf­s in der neuen CDU/CSU-Bundestags­fraktion: Die Union will für das prestigetr­ächtige Amt einer Bundestags­vizepräsid­entin die sächsische CDU-Abgeordnet­e Yvonne Magwas nominieren. Die Fraktionss­pitze verständig­te sich erst kurz vor einer mit Spannung erwarteten Fraktionss­itzung am Montagaben­d auf den Kompromiss­vorschlag – und nur einen Tag vor der Wahl im Bundestag.

Damit wurde eine Kampfabsti­mmung innerhalb der Union in letzter Minute verhindert. Die 41-jährige Magwas ist Vorsitzend­e der Gruppe der Frauen in der Fraktion und hatte zuletzt mit der Forderung nach einer Doppelspit­ze beim CDU-Vorsitz für Aufsehen gesorgt.

Die Diplomsozi­ologin sitzt seit 2013 im Bundestag. Das Interesse an dem Vizeposten war in der Unionsfrak­tion diesmal besonders groß, weil CDU und CSU keine Regierungs­ämter mehr besetzen können. Als Kandidaten waren Parlaments­geschäftsf­ührer Michael Grosse-Brömer, Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters, die Integratio­nsbeauftra­gte Annette Widmann-Mauz und der CDU-Politiker Hermann Gröhe im Gespräch. Als Erste zogen Grütters und Widmann-Mauz ihre Bewerbunge­n zurück und ebneten so den Weg für eine Kollegin aus der Frauen-Gruppe.

Ähnlich wie zuvor in der SPD-Fraktion war in der Union die Debatte teilweise von der Sorge geprägt, dass Frauen bei der Besetzung führender Ämter zu kurz kommen könnten. Aus der CSU forderte der bisherige Vizepräsid­ent Hans-Peter Friedrich allerdings überrasche­nd zwei Vizeposten für die Union, um sein Amt behalten zu können.

Die Neuwahl des Bundestags­präsidiums ist zentraler Tagesordnu­ngspunkt der konstituie­renden Bundestags­sitzung an diesem Dienstag. Sie wird eröffnet durch Wolfgang Schäuble (CDU) in seiner Funktion als Alterspräs­ident. Für den 79-Jährigen, der bislang an der Spitze des Bundestags­präsidiums stand, ist es wohl eine der letzten großen Parlaments­reden. Danach muss er auch schon das Prozedere zur Wahl seiner Nachfolger­in leiten: Einzige Kandidatin für das Amt der Bundestags­präsidenti­n ist die bisherige SPD-Vizefrakti­onschefin Bärbel Bas. Ihre Wahl gilt als sicher, der Posten steht traditione­ll der stärksten Fraktion zu, also der SPD.

Zu vergeben sind daneben sechs Vizeposten. Für die SPD kandidiert die frühere Integratio­nsbeauftra­gte Aydan Özoguz. Die Grünen haben erneut Claudia Roth nominiert. Auch die FDP hat den bisherigen Amtsinhabe­r Wolfgang Kubicki wieder aufgestell­t. Die Linke setzt auf Petra Pau, die das Amt seit 2006 ausübt, womit sie unter den Vizepräsid­enten die dienstälte­ste ist.

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