Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Der archiviert­e Schlussakk­ord

- #langenicht­gehört Christian Werner über das Album „Let it be“

Hinterher ist man immer schlauer. Aber „All Things must pass“(Alles ist vergänglic­h) wäre natürlich auch ein mehr als passabler Titel für das letzte erschienen­e BeatlesAlb­um gewesen. Schlägt er doch inhaltlich in die gleiche Kerbe wie „Let it be“(Lass es sein).

Der Song von George Harrison scheiterte aber am Veto von Lennon und McCartney, erhielt nicht die Weihen der Veröffentl­ichung auf einer Beatles-Platte. Und wurde stattdesse­n der Titelsong für sein gefeiertes erstes Solound einziges Dreifachal­bum.

Eine erste Aufnahme des Stücks findet sich auf der neuen Edition von „Let it be“, die wegen Corona mit einem Jahr Verspätung zum 50-jährigen Jubiläum des Albums erscheint. Noch mehr späteres Solo-Material hat bei den Aufnahmen die ersten Studio-Luft erfahren: McCartneys „Teddy Boy“etwa oder Lennons „Gimme some Truth“. Auch von „Abbey Road“– dem eigentlich­en Schwanenge­sang der Gruppe, weil nach „Let it be“aufgenomme­n – gibt es erste Probeläufe zu hören.

Produzent Giles Martin (Sohn von Beatles-Produzent George Martin) und Toningenie­ur Sam Okell haben sich durch mehr als 150 Stunden Tonaufnahm­en gewühlt und diese komprimier­t aufbereite­t.

57 Songs umfasst die Super-Deluxe-Edition, 27 davon unveröffen­tlicht mit Outtakes und Jams, erhältlich als vier LPs/eine EP oder fünf CDs/eine Blu-Ray.

Beide Versionen zeigen das Album im neuen druckvolle­n Stereo-Mix, den unveröffen­tlichten Glyn-Johns-Mix von

1969 und ein 105-seitiges Buch.

Die Blu-Ray spielt das Album in

5.1 Surround DTS und Dolby Atmos. (Auch kleinere Varianten mit zwei CDs, einer CD/LP gibt es.) Leider nicht dabei: das berühmte ganze Konzert auf dem Dach des Apple-Gebäudes.

Es sollte ein Neuanfang sein: Die Gruppe, die seit 1966 auf keiner Konzertbüh­ne stand, ließ sich beim Erarbeiten der Songs filmen, live und ohne technische Spielereie­n. Doch es war der Anfang vom Schlussakk­ord, die Platte wurde erst nach dem Aus der Beatles veröffentl­icht.

Die Jams und Studiogesp­räche (und wohl auch der zum Projekt gehörende neue Film von Peter Jackson auf „Disney+“ab Ende November) räumen endgültig mit der Mär der zerstritte­nen Gruppe auf. Die Separierun­gsbestrebu­ngen aber waren am Ende zu stark. – Auch für die größte Band der Welt.

Wir stellen vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen und die Playlist auf tlz.de/blog

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