Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Schau mir in die Augen!
Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich es mir nicht vorstellen können, vor dem Bildschirm zu sitzen und mich mit vielen anderen Leuten gleichzeitig zu unterhalten. Inzwischen ist es ein Gewohnheitsding, mit dem in kürzester Zeit visueller Kontakt hergestellt werden kann. Der oft beschwerliche Weg und die Parkplatzsuche für Konferenztermine und Besprechungen kann gespart werden – gut für die Umwelt und für die Nerven. VideoKonferenzen wurden durch die Corona-Krise, durch Home-Office, für viele inzwischen ein fester Bestandteil des Berufslebens.
Eigentlich wäre es da längst an der Zeit, die Schwachpunkte dieser Technik zu beseitigen, das System komfortabler zu machen. Was mich stört ist vor allem der Blickwinkel meiner Gesprächspartner. Kaum einer schaut mir in die Augen, weil er dafür in die Kamera am oberen Rand des Monitors blicken müsste. Nur die Virologen (und Heiner Lauterbach) haben bei Schaltungen im TV diesen Kniff inzwischen raus – Bodo Ramelow und viele andere noch nicht.
In Homers Odyssee habe ich für mich eine Lösung des Problems gefunden – und das Bild eines Zyklopen, eine Abbildung des einäugigen Riesen Polyphem, auf die LaptopKamera geklebt – das meinen Blick magisch anzieht und mich meinem Gesprächspartner direkt in die Augen blicken lässt.