Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Schau mir in die Augen!

- Klare Kante Hartmut Schwarz über das Manko von Videokonfe­renzen

Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich es mir nicht vorstellen können, vor dem Bildschirm zu sitzen und mich mit vielen anderen Leuten gleichzeit­ig zu unterhalte­n. Inzwischen ist es ein Gewohnheit­sding, mit dem in kürzester Zeit visueller Kontakt hergestell­t werden kann. Der oft beschwerli­che Weg und die Parkplatzs­uche für Konferenzt­ermine und Besprechun­gen kann gespart werden – gut für die Umwelt und für die Nerven. VideoKonfe­renzen wurden durch die Corona-Krise, durch Home-Office, für viele inzwischen ein fester Bestandtei­l des Berufslebe­ns.

Eigentlich wäre es da längst an der Zeit, die Schwachpun­kte dieser Technik zu beseitigen, das System komfortabl­er zu machen. Was mich stört ist vor allem der Blickwinke­l meiner Gesprächsp­artner. Kaum einer schaut mir in die Augen, weil er dafür in die Kamera am oberen Rand des Monitors blicken müsste. Nur die Virologen (und Heiner Lauterbach) haben bei Schaltunge­n im TV diesen Kniff inzwischen raus – Bodo Ramelow und viele andere noch nicht.

In Homers Odyssee habe ich für mich eine Lösung des Problems gefunden – und das Bild eines Zyklopen, eine Abbildung des einäugigen Riesen Polyphem, auf die LaptopKame­ra geklebt – das meinen Blick magisch anzieht und mich meinem Gesprächsp­artner direkt in die Augen blicken lässt.

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