Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Baum bleibt auf unbestimmt­e Zeit eingesperr­t

Am Domplatz gehört ein hüfthoher Bauzaun seit fast eineinhalb Jahren zum Stadtbild

- Von Frank Karmeyer Erfurt. Bleibt eingezäunt: der Baum am Rande des Erfurter Domplatzes.

Es war im schönen Mai 2021, da stand der Baum vorm Café Hilgenfeld am Domplatz bereits ein gutes Jahr hinter einem hüfthohen Bauzaun. Auf Nachfrage im Rathaus hieß es damals: Das Vorhaben, den Baum mit einer Sitzbank auszustatt­en, solle „schnellstm­öglich“abgeschlos­sen werden. Inzwischen sind weitere fünf Monate vergangen und der graue Bauzaun steht noch immer. Grund genug für eine neuerliche Nachfrage.

Tatenlos sei man seither im Gartenund Friedhofsa­mt jedenfalls nicht gewesen, versichert Amtsleiter Sascha Döll: „Selbstvers­tändlich ist etwas passiert, nur das Ergebnis der planerisch­en Arbeit ist halt noch nicht sichtbar.“Immerhin die Vermutung, bei dem Bauzaun, der schon fast zum Stadtbild gehört, handele es sich um ein von der Stadt für teures Geld angemietet­es Exemplar, mag der Amtsleiter zerstreuen: „Nur weil eine Firma ihr Logo auf einem Bauzaun befestigt hat, heißt es noch lange nicht, dass ihr der Bauzaun gehört und wir ihn bei ihr gemietet haben.“Damit ihn auch niemand falsch versteht, verweist der Mann fürs Grüne aufs Automobil: „Ein Opel gehört ja auch nicht der Firma Opel und der

Fahrer hat ihn da gemietet.“Einen Termin indes, wann der Bauzaun Platz macht für eine Sitzbank und einen Schutz der Baumscheib­e, könne er nicht benennen: „Wir sind froh, dass wir eine Firma gefunden haben die ausreichen­d Material und Personal hat, um das Baumschutz­gitter überhaupt zu bauen.“Eine Einladung zu den noch undatierte­n Montagearb­eiten wurde amtlich zugesicher­t.

Das geplante Baumschutz­gitter als Bauzaun-Ersatz soll die Baumscheib­e auch in Zukunft schützen, Wasserdurc­hlässigkei­t des Bodens gewährleis­ten und „verhindern, dass Fußgänger, Radfahrer oder parkende Fahrzeuge den Boden verdichten“– so lautete schon im Mai die Zielstellu­ng. Dass der

Bauzaun überhaupt steht, liegt an den Wurzeln des Baumes, die an manchen Stellen das Pflaster gehoben haben, so dass Passanten ins Stolpern gerieten. Wurzeln waren es auch, die bei Suchschach­tungen ausgerechn­et dort gefunden worden waren, wo das Fundament der Sitzbank ihren Platz hätte finden sollen.

„Aktuell“, so hieß es im Mai, werde die Bank so überarbeit­et, dass der Baum bei ihrem Einbau keinen Schaden nehme. Der hat sich inzwischen prächtig entwickelt, da ihm wegen des Bauzauns, der in seiner langen Geschichte schon Gabenzaun und Kunstort war, keine Radlenker oder Pedale von Fahrrädern mehr gegen die Rinde stoßen.

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FOTO: MARCO SCHMIDT

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