Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Baum bleibt auf unbestimmte Zeit eingesperrt
Am Domplatz gehört ein hüfthoher Bauzaun seit fast eineinhalb Jahren zum Stadtbild
Es war im schönen Mai 2021, da stand der Baum vorm Café Hilgenfeld am Domplatz bereits ein gutes Jahr hinter einem hüfthohen Bauzaun. Auf Nachfrage im Rathaus hieß es damals: Das Vorhaben, den Baum mit einer Sitzbank auszustatten, solle „schnellstmöglich“abgeschlossen werden. Inzwischen sind weitere fünf Monate vergangen und der graue Bauzaun steht noch immer. Grund genug für eine neuerliche Nachfrage.
Tatenlos sei man seither im Gartenund Friedhofsamt jedenfalls nicht gewesen, versichert Amtsleiter Sascha Döll: „Selbstverständlich ist etwas passiert, nur das Ergebnis der planerischen Arbeit ist halt noch nicht sichtbar.“Immerhin die Vermutung, bei dem Bauzaun, der schon fast zum Stadtbild gehört, handele es sich um ein von der Stadt für teures Geld angemietetes Exemplar, mag der Amtsleiter zerstreuen: „Nur weil eine Firma ihr Logo auf einem Bauzaun befestigt hat, heißt es noch lange nicht, dass ihr der Bauzaun gehört und wir ihn bei ihr gemietet haben.“Damit ihn auch niemand falsch versteht, verweist der Mann fürs Grüne aufs Automobil: „Ein Opel gehört ja auch nicht der Firma Opel und der
Fahrer hat ihn da gemietet.“Einen Termin indes, wann der Bauzaun Platz macht für eine Sitzbank und einen Schutz der Baumscheibe, könne er nicht benennen: „Wir sind froh, dass wir eine Firma gefunden haben die ausreichend Material und Personal hat, um das Baumschutzgitter überhaupt zu bauen.“Eine Einladung zu den noch undatierten Montagearbeiten wurde amtlich zugesichert.
Das geplante Baumschutzgitter als Bauzaun-Ersatz soll die Baumscheibe auch in Zukunft schützen, Wasserdurchlässigkeit des Bodens gewährleisten und „verhindern, dass Fußgänger, Radfahrer oder parkende Fahrzeuge den Boden verdichten“– so lautete schon im Mai die Zielstellung. Dass der
Bauzaun überhaupt steht, liegt an den Wurzeln des Baumes, die an manchen Stellen das Pflaster gehoben haben, so dass Passanten ins Stolpern gerieten. Wurzeln waren es auch, die bei Suchschachtungen ausgerechnet dort gefunden worden waren, wo das Fundament der Sitzbank ihren Platz hätte finden sollen.
„Aktuell“, so hieß es im Mai, werde die Bank so überarbeitet, dass der Baum bei ihrem Einbau keinen Schaden nehme. Der hat sich inzwischen prächtig entwickelt, da ihm wegen des Bauzauns, der in seiner langen Geschichte schon Gabenzaun und Kunstort war, keine Radlenker oder Pedale von Fahrrädern mehr gegen die Rinde stoßen.