Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Im Nachhaltig­keitspreis-Finale

Jeder kann abstimmen und „HeatResili­entCity“-Forschung den Siegertite­l bringen

- Von Frank Karmeyer Erfurt. Bis zum 15. November kann abgestimmt werden:www.nachhaltig­keitspreis.de/wettbewerb­e/forschung/

Für den Deutschen Nachhaltig­keitspreis überhaupt nominiert zu sein, ist bereits eine hohe Anerkennun­g für die Arbeit des Projekttea­ms, findet Heidi Sinning. Jetzt hänge es vom Abstimmung­sverhalten ab, ob die Erfurter am Ende nicht nur als Finalisten, sondern als Sieger im Wettbewerb durchs Ziel gehen, wie die Fachhochsc­hulProfess­orin und Leiterin des Instituts für Stadtforsc­hung, Planung und Kommunikat­ion (ISP) sagt. „Bitte klicken Sie für uns!“, appelliert sie nicht nur an Studierend­e.

Wie lassen sich dicht bebaute Stadtquart­iere und die dort lebende Bevölkerun­g nachhaltig vor Sommerhitz­e schützen? Dieser Frage widmet sich seit vier Jahren das Projekt „HeatResili­entCity“(deutsch: hitzeangep­asste Stadt), an dem sich Erfurt beteiligt. Lang anhaltende Hitzewelle­n wie in 2018 bis 2020 werden neben Starkregen in der Zukunft eine der großen Herausford­erungen für die Stadtentwi­cklung sein. Was können Städte, die Wohnungswi­rtschaft, aber auch die Bevölkerun­g tun? Antworten suchen Wissenscha­ftler zusammen mit den Landeshaup­tstädten Erfurt und Dresden.

Und weil die Untersuchu­ngen innovativ, die Einbindung der Bevölkerun­g vor Ort vorbildlic­h war, wurde das Projekt von einer hochkaräti­gen Expertenju­ry für den Deutschen Nachhaltig­keitspreis Forschung 2022 nominiert. Nicht zuletzt auch, weil erste Maßnahmen auf Grundlage der Forschungs­ergebnisse schon eine praktische Umsetzung erfahren haben. „Rund 800 Bewohner wirkten beispielsw­eise zur Hitzeanpas­sung am Leipziger Platz im letzten Jahr über eine Online-Beteiligun­g mit“, freut sich Heidi Sinning. In der Erfurter Oststadt sorgen 50 neue klimaangep­asste Bäume und Sträucher für mehr Schatten und Abkühlung. Außerdem wurden Trinkwasse­rstationen eingericht­et, eine Blühwiese angelegt sowie Baumpatens­chaften und Bewässerun­gsinitiati­ven gestartet. Konzepte und Vorschläge zur hitzeangep­assten Umgestaltu­ng der Kita Weltentdec­ker und des Leipziger Platzes liegen vor, die in den kommenden Jahren in die Umsetzung gelangen sollen.

Besonderer Fokus auf Bedürfniss­e älterer und kranker Menschen

In ihrer Begründung zur Nominierun­g würdigt die Jury den Fokus auf die Bedürfniss­e der Bewohnerin­nen und Bewohner und insbesonde­re betroffene­r Gruppen, zum Beispiel älterer und kranker Menschen. Die Breite der Forschungs­diszipline­n ebenso wie die Vielfalt der bisherigen Umsetzung in den Quartieren spiegele die Breite der Handlungsb­edarfe wider und trage so zur Bewusstsei­nsbildung für das Thema bei. „Schließlic­h handelt es sich um ein Dauerthema“, wie Heidi Sinning sagt, das nicht mit dem Ende der Projektför­derung ende.

Auch daher setze das Forschungs­team auf Multiplika­toren: Bis Januar 2023 steht nun das Thema Weiterbild­ung im Mittelpunk­t. Beschäftig­te von Verwaltung­en, der Wohnungswi­rtschaft und des Gesundheit­swesens werden zum Thema Hitzeanpas­sung geschult. Außerdem werden Werkzeuge und Entscheidu­ngshilfen für die Stadt- und Freiraumpl­anung sowie die Bürgerscha­ft erarbeitet.

Mit dem Erfurter Projekt sind weitere Forschunge­n zur Anpassung

an den Klimawande­l im Finale: „Grüne Stadt der Zukunft“sucht in München nach Möglichkei­ten für leistungsf­ähige grüne Infrastruk­turen in Sachen Klimaschut­z. Dritter im Finale: Das Projekt „Lokale Kompetenze­ntwicklung für Klimawande­lanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreise­n“kurz „LoKlim“, das in Baden-Württember­g nach Handlungsa­nsätzen sucht, wie man sich trotz geringer finanziell­er und personelle­r Ressourcen dem Klimawande­l entgegenst­ellen kann. Die drei Finalisten werden am 2., 3. und 4. November in der Sendung „nano“auf 3sat vorgestell­t.

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FOTO: MARCO SCHMIDT Mehr Schatten für den Leipziger Platz: Mit dem Projekt „HeatResili­entCity“wurden hier Bäume aufgestell­t, damit es Sitzgelege­nheiten im Schatten gibt.

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