Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Welturaufführung auf der Studiobühne des Erfurter Theaters
Am Wochenende wird die Revue „Zweimal Moskau-Odessa und zurück“erstmals gezeigt
Am Anfang sieht man ein Tür, die mit einem Judenstern beschmiert wurde. Der Hotelpförtner versucht, die Tür von der Schmiererei zu reinigen. Dabei singt er ein jüdisches Lied. Doch je länger er putzt, desto kräftiger wird sein Gesang und am Ende malt er den Stern selbstbewusst wieder auf. Mit dieser Szene beginnt die Isaak Babel-Revue „Zweimal Moskau-Odessa und zurück“, die an diesem Wochenende ihre Welturaufführung auf der Studiobühne des Erfurter Theaters erlebt. Das mehrteilige Stück beinhaltet zwei Kammeropern nach Erzählungen von Isaak Babel – „Elya und Margarita“sowie „Die
Sünde Jesu“, einen Liederzyklus „Das Wort und die Träne“von Rochel Korn und Texte, gespielt von Sängern, Schauspielern und Puppenspielern. „Es wird auf keinen Fall langweilig“, verspricht Regisseur Reinhard Schwalbe. Denn die Revue sei Ausdruck des kulturellen Reichtums und der Lebenslust.
Wie geht man mit Gewalterfahrungen, Entgleisungen innerhalb der Gesellschaft um? Und wie geht man mit deutschen Mitbürgern jüdischen Glaubens um? Diesen Fragen ist der alles umspannende Bogen des Abends. Die Leiden der Geschichte dürften nicht vergessen werden, so der Regisseur. Denn der Antisemitismus sei latent vorhanden. Deswegen seien solche Projekte
wichtig. Es gebe gleich mehrere Glücksumstände, dass dieses hier stattfinden könne. Der Förderverein für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen habe sich der Sache des Projektes angenommen, man durfte im Erinnerungsort Topf & Söhne proben, es gab Fördergelder aus dem Bundesinnenministerium im Rahmen „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“und es wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Theater Erfurt abgeschlossen.
Drei Wochen wurden bei Topf & Söhne die Texte und die Musik von Leonid Guralnik geprobt. Am 30. Oktober (20 Uhr), 31. Oktober (18 Uhr) und 14. November (15 Uhr) wird die Revue aufgeführt. Tickets gibt es in allen Vorverkaufsstellen.