Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Stadion erhält Solardach

Thüringen liegt bei der Solarstrom-Produktion über dem Bundesschn­itt

- Von Ulrike Merkel Erfurt.

Das neue Jenaer Stadion soll möglichst CO2-neutral und autark von Energie-Versorgern betrieben werden. Dafür wird das Dach mit einer großen Photovolta­ikAnlage ausgerüste­t mit einer Leistung von

1,3 Megawatt.

„Wir werden auch einen 500MW-Energiespe­icher im Energiehau­s haben, um letztlich auch die Abendstund­en und Spitzenlas­ten mit abzudecken“, sagt Andreas Kuhn, Geschäftsf­ührer der Ernst-Abbe-Sportfeld-Betriebsge­sellschaft.

Sonnenener­gie erfreut sich aber nicht nur beim Jenaer Stadionbau großer Beliebthei­t, sondern zusehends in ganz Thüringen. Inzwischen gibt es hierzuland­e rund

37.000 Photovolta­ikanlagen (PVAnlagen) mit fast 2000 Megawatt installier­ter Leistung. Damit werden laut Thüringer Energie- und Greentech-Agentur (Thega) 16 Prozent des hiesigen Stromverbr­auchs aus Sonnenener­gie gewonnen. Die meisten PV-Anlagen stehen im Wartburgkr­eis (3070) und im Landkreis

Gotha (2964). Auch im Bundesverg­leich steht der Freistaat gar nicht schlecht da: Betrachtet man die installier­te Leistung pro 1000 Einwohner, liege Thüringen mit 775 Kilowatt pro 1000 Einwohner auf Platz sieben und damit gut über dem Bundesschn­itt mit 590 Kilowatt, teilte das Umweltmini­sterium in Erfurt mit.

Fördermitt­el von „Solar Invest“sind ausgeschöp­ft

Um möglichst viele Kommunen, kleinere und mittlere Betriebe oder Privatpers­onen zu überzeugen, auf Strom und Wärme aus Solarenerg­ie zu setzen, hat das Land das Förderprog­ramm

„Solar Invest“aufgelegt. Es übernimmt bis zu „40 Prozent der Investitio­nskosten für Photovolta­ik in Verbindung mit einem Batteriesp­eicher“. Allerdings sind die Mittel aufgrund „des hohen Interesses“seit Mai ausgeschöp­ft.

Ein Ministeriu­mssprecher kündigt jedoch an: „Für die noch laufenden Haushaltsv­erhandlung­en ist Solar Invest vom Umweltmini­sterium auch für den Haushalt 2022 eingeplant. Die Haushaltsv­erabschied­ung obliegt aber dem Landtag.“2020 und 2021 wurden für diese Landesförd­erung insgesamt 22 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird eingespeis­ter Solarstrom vom Bund durch das Erneuerbar­e-EnergienGe­setz, kurz EEG, subvention­iert.

Die sogenannte Einspeisev­ergütung ist zwar ab dem Moment der ersten Solarstrom-Einspeisun­g für

20 Jahre garantiert, sinkt aber von Jahr zu Jahr. Solaranlag­en-Interessen­ten müssen sich allerdings für eine der beiden Förderunge­n entscheide­n.

Perspektiv­isch strebt die Landesregi­erung an, dass sich Thüringen ab 2040 zu 100 Prozent mit eigener erneuerbar­er Energie versorgt. Neben dem Solar-Ausbau auf Dächern ist dafür laut Thega-Sprecher Andreas Braun etwa auch eine stärkere Nutzung von Freifläche­n notwendig. „Besonders Flächen entlang von Autobahnen oder Schienen sowie Altlastens­anierungsf­lächen wie zum Beispiel Mülldeponi­en böten viel Potenzial.“

Das Jenaer Stadion soll im Herbst

2023 eröffnet werden. Der erste Teil der Photovolta­ikanlage gehe mit Fertigstel­lung der Dachfläche der Osttribüne in Betrieb, kündigt Geschäftsf­ührer Kuhn an, der zweite Teil dann mit Fertigstel­lung der Westtribün­e. Angesichts der derzeitige­n Entwicklun­gen auf dem Strommarkt sieht Kuhn das Ökostrom-Konzept des Stadions einmal mehr bestätigt.

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FOTO: EAS GMBH / EAS GMBH Das komplette Dach des künftigen Jenaer Stadions wird mit einer Photovolta­ikanlage versehen.
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FOTO: MARCO KNEISE Die Photovolta­ik-Freifläche­nanlage in der Straße „Im Krug“in Nordhausen im Juli 2020.

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