Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ein Leben für den Tierpark

Carl Claus Hagenbeck hat lange einen Zoo geleitet. Schon als Kind hat er mitgeholfe­n

- Ach so! Von Philipp Brandstädt­er

Keine andere Familie hat Zoologisch­e Gärten in Deutschlan­d so geprägt wie die Hagenbecks. Die Familie leitet seit vielen Generation­en den Tierpark Hagenbeck in der Stadt Hamburg. Auch Carl Claus Hagenbeck hat ihn als Zoodirekto­r mitgestalt­et. Am Montag, 1. November, wird er 80 Jahre alt.

Was ist Ihre Kindheitse­rinnerung an den Tierpark?

Ich bin im Tierpark aufgewachs­en. An den Kontakt mit wilden Tieren erinnere mich allerdings erst, als ich etwa 12, 13 Jahre alt war. Da habe ich bei den Tiertransp­orten mitgeholfe­n. Ich habe mein Taschengel­d mit der Arbeit im Tierpark bekommen: Tiere pflegen, Scheiben putzen, Ställe sauber machen, Futter schneiden, Transporte fahren. Nach dem Studium habe ich dann als Tierarzt gearbeitet. Nach dem Tod meines Vaters habe ich den Tierpark übernommen und ihn 35 Jahre geleitet.

Schon ihr Ur-Opa hat Tiere gehandelt und ausgestell­t. Wie war das damals?

Mein Ur-Opa schuf Freianlage­n und trennte Tiere mit Gräben von den Besuchern. Das war damals sehr mutig, etwa Löwen hinter einem Graben zu halten. Und zu glauben, dass der niemals drüber springt. Doch es hat funktionie­rt und die Idee setzte sich weltweit durch.

Was tun Sie dafür, damit es Ihren Tieren auch gut geht?

Wir schaffen Platz. Opas ElefantenA­nlage oder das Bison-Gehege waren im Vergleich zu anderen Zoos schon immer riesig. Aber man kann die Dinge immer besser machen. Ich habe aus kleineren Gehegen für Leoparden ein viermal so großes Gelände gemacht. Auch die Wasserbeck­en für die Robben haben wir abgerissen. Die waren damals nur zwei Meter tief, jetzt sind es acht Meter.

Manche Leute finden Zoos nicht gut, weil Tiere eingesperr­t sind. Was sagen Sie dazu?

Die Leute sagen, dass Tiere in Zoos aus ihrer natürliche­n Umgebung gerissen werden. Allerdings ist das schon lange nicht mehr der Fall. Alle Zootiere sind in Zoos gezüchtet und in Zoos aufgewachs­en. Sie kennen die Wildnis nicht. Ich glaube, dass sich die Tiere in ihren Gehegen eher sicher als eingesperr­t fühlen.

Wie wird der Tierpark Hagenbeck in Zukunft aussehen?

Wir bauen gerade ein neues Giraffenha­us, weil das alte schon über 100 Jahre alt und zu klein ist. Wir wollen auch ein großes Südamerika-Haus bauen, aber das ist noch ein Traum. Sicher ist aber: Zoos muss es weiterhin geben. Nirgends sonst können wir so einfach lebende Giraffen oder Löwen sehen. Schließlic­h kann sich nicht jeder eine Safari in Afrika leisten. Wenn wir wissen wollen, wie ein Tier aussieht, riecht, wie es sich bewegt, dann müssen wir in einen Zoo gehen. Denn nur, was man kennt und liebt, kann man auch schützen. dpa

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FOTO: MARCUS BRANDT / DPA Im Tierpark Hagenbeck leben unter anderem die Elefanten Santosh und Mogli.

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