Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Irritationen um Weimars Corona-Zahlen
Stadt korrigiert umstrittene Maßgabe
Nach massiver Kritik vor allem in den sozialen Medien hat die Stadt Weimar am Dienstagabend ihre Entscheidung vom Freitag, ab sofort nicht mehr die Zahl der Klinik-Patienten mit vollständigem Impfschutz anzugeben, korrigiert. Eine tägliche Meldung mit der nötigen Einordnung der Zahlen sei zwar aus Kapazitätsgründen nicht zu leisten, teilte die Stadt nach einem Gespräch von Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) und Gesundheitsamt mit. Dafür solle aber beginnend mit diesem Mittwoch einmal wöchentlich ein Corona-Report erscheinen, der die Zahlen korrekt interpretiere.
Die Ankündigung, in der täglichen Corona-Meldung nicht mehr den Impfstatus der Klinik-Patienten zu nennen, hatte für großen Wirbel gesorgt. OB Kleine hatte das damit begründet, dass eine solche Angabe die Realität verzerre und CoronaLeugnern und Impfgegnern in die Hände spiele. Die Stadt wolle vermeiden, „dass ein falscher Eindruck entsteht“; schließlich würden vollständig Immunisierte in der Regel nicht wegen, sondern mit Corona im Krankenhaus behandelt.
Corona-Kritiker wie der Ökonom Stefan Homburg, der im Vorjahr mit einer Gleichsetzung der derzeitigen Verhältnisse in der Bundesrepublik mit denen im Deutschland von 1933 unrühmliche Bekanntheit erlangte, interpretierten diese Ankündigung als Zeichen von Intransparenz. Die Stadt Weimar, twitterte Homburg, „unterdrücke“Angaben zu geimpften Klinik-Patienten.
Irrtümlich war zudem unter anderem auch von MDR Aktuell angenommen worden, dass die stationär behandelten Corona-Patienten mit vollständigem Impfschutz aus Weimars Statistik herausgerechnet werden sollen. Doch von einem „Aufhübschen“der Zahlen oder einem Weimarer Sonderweg bei der Ermittlung der Hospitalisierungsrate war nie die Rede, wie auch das Thüringer Gesundheitsministerium bestätigte. Andere Thüringer Kommunen wie Jena und Erfurt haben indes noch nie zwischen geimpften und nicht geimpften Klinik-Patienten unterschieden.