Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Paten für Schafe gesucht
Thüringer Naturstiftung erprobt Möglichkeiten, Schäfereien besser zu unterstützen
Es gibt kaum einen beruhigenderen Anblick als friedlich grasende Schafe: Ganz gemächlich arbeiten sie sich vor, fressen und gucken, gucken und fressen. Doch die Schafhaltung an sich ist harte Arbeit, das Einkommen der Schäfer oft so gering, dass sie kaum über die Runden kommen. Viele Schäfereibetriebe kämpfen ums Überleben – auch weil die Nachfrage nach Lammfleisch und Wolle sinkt. Infolgedessen hat sich der Schafbestand auch in Thüringen deutlich verringert: Gab es 1989 noch 542.253 Schafe, waren es bald nach der Wende nur noch halb so viele. „Auch danach ging die Zahl immer weiter zurück, bis sie sich in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau eingependelt hat“, sagt Jana Planek von der Naturstiftung David, einer Stiftung des BUND Thüringen. Derzeit seien im Freistaat nur noch knapp 120.000 Schafe registriert.
Eine fatale Entwicklung: Nicht nur, weil die Beweidung durch Schafe ökologisch ist und fossile Rohstoffe einsparen hilft. Anders als maschinelle Technik hinterlassen Schafe auch keinen Kahlschlag, der für viele Tier- und Pflanzenarten tödlich ist. Weil sie ihrer „Arbeit“in Ruhe nachgehen, lassen sie allen Tieren und Pflanzen den Lebensraum, den sie zu ihrer Entwicklung brauchen. Einzig jenem Bewuchs, der etwa seltenen lichtbedürftigen Arten wie Wildbienen und Frühlings-Adonisröschen den Lebensraum streitig macht, gebieten sie Einhalt und verhindern damit die Verbuschung wertvoller Naturschutzflächen.
Um die Arbeit der Schäfer zu unterstützen, hat das Thüringer Umweltministerium die Marke „Weidewonne“entwickelt, die von der Naturstiftung David betreut und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sowie dem Freistaat Thüringen gefördert wird. Derzeit erprobt das Projekt unter dem Titel „Weidewonne PatenSCHAFt“, ob durch eine Crowdfunding-Kampagne Paten für die heimischen Schäfereibetriebe, die in der Landschaftspflege aktiv sind, gewonnen werden können und welche Programme besonders attraktiv sind. „Wir wollen herausfinden, ob es möglich ist, den derzeit 16 Weidewonne-Schäfereien dadurch bei Investitionen, zum Beispiel Stallreparaturen, finanziell unter die Arme zu greifen“, erklärt Stefanie Schröter, Projektverantwortliche bei der Naturstiftung David. Funktioniere das, könne man künftig auf solche Patenschaften setzen – für ein einzelnes Schaf oder eine kleine Grünland-Fläche genauso wie für eine ganze Herde. Unterstützer, ergänzt Jana Planek, sollten dann auch die Möglichkeit haben, eine Herde zu besuchen oder auch einmal einen Tag in der Schäferei zu verbringen, um sich selbst ein Bild von der Tätigkeit der Schäfer und ihren vierbeinigen Mitarbeitern zu machen.
Der Auftakt der am 5. Oktober gestarteten Kampagne verlief vielversprechend: Bislang haben sich 29 Förderer gemeldet und insgesamt 1780 der benötigten 4000 Euro zugesagt. Mit der Ziel-Summe ließen sich 40 Schafe zur Landschaftspflege ein Jahr lang in ihren Direktkosten finanziell unterstützen. Die Kampagne, die auf Wunsch und je nach Betrag auch Tauschgüter, wie ein Stück Maiglöckchen-Seife und ein digitales Määh, bereithält, läuft noch bis zum
19. November. Crowdfunding (Schwarmfinanzierung), ist eine onlinebasierte Form der Finanzierung bestimmter Projekte und Ideen. Über spezielle Plattformen im Internet werden Vorhaben präsentiert und Unterstützer dafür gesucht.