Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Posse um Zebrastreifen
Weg vom Domplatz zum Petersberg führt jetzt über eine Verkehrsinsel
Kaum ist die Buga beendet, wird der Zugang vom Domplatz zum Petersberg für Fußgänger erschwert. Dieses Gefühl beschleicht Passanten, seit das Tiefbauamt in der Vorwoche den Zebrastreifen zwischen dem Landgericht und der Parkhauszufahrt über die verlängerte Lauentor-Straße ausradiert hat.
Das Amt musste jedoch so handeln, sagt der Abteilungsleiter Verkehr, Frank Helbing. „Der Zebrastreifen entsprach nicht den verkehrsrechtlichen Vorgaben“, betont er. „Die Straße ist an dieser Stelle zu breit, um einen Zebrastreifen zu erlauben.“
Helbing nennt sogar noch einen zweiten Grund für den Rückbau: Obwohl zur Buga zehntausende Besucher vom Domplatz zum Petersberg und zurück strömten, wurde der Zebrastreifen kaum genutzt. Eine gewisse Nutzerfrequenz ist ebenfalls Voraussetzung dafür, einen Zebrastreifen zu unterhalten.
Der überwiegende Teil der Petersberg-Besucher ignorierte den Überweg und wählte die geradlinige Verbindung vom Domplatz über die Straße Lauentor westlich der Parkhauszufahrt. Die Querung gilt zwar als heikel, weil die Straße hier ein höheres Verkehrsaufkommen aufweist. Aber Warnungen und Hinweise, doch bitte den Zebrastreifen zu nutzen, fruchteten nichts.
Der Gestaltungswettbewerb für den Petersberg-Aufgang hatte die Querung zum Domplatz nicht wirklich berücksichtigt. Da wäre doch nun sicher ein neuer Zebrastreifen an der am meisten genutzten Stelle am Fuß der Hangtreppe sinnvoll? Aber das ist leider völlig undenkbar, bestätigt Frank Helbing.
Die Straße ist an dieser Stelle nicht nur zu breit, sondern hat auch noch drei Spuren – ein absolutes Ausschlusskriterium für jedes „Zebra“.
„Um die Situation zu lösen, bräuchte es einen Umbau des gesamten Verkehrsknotens“, sagt der Verkehrsexperte.
Ungeschützt will die Stadt die Passanten aber nicht zum Petersberg laufen lassen. Das Tiefbauamt hat eine Verkehrsinsel eingerichtet, wo Fußgänger zwar keinen Vorrang haben, aber jede Fahrspur einzeln überqueren können – an der Stelle des ungeliebten Zebrastreifens.
„Inselköpfe sind eine anerkannte Querungshilfe und sicher“, sagt Helbing. Unklar ist allerdings, ob das Angebot besser angenommen wird als der Zebrastreifen.
Und wieso hat es den Fußgängerüberweg überhaupt gegeben, wenn er doch nahezu rechtswidrig war? „In der Vergangenheit sind Zebrastreifen an Stellen entstanden, wo sie eigentlich nicht hingehören“, sagt Frank Helbing. „Wir bauen sie Stück für Stück zurück, teils auch gegen große Widerstände.“