Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Neue Kulturlotsin an Bord
Theresa Krömer arbeitet an der Schnittstelle zwischen Verwaltung, Kultur und Politik
Die Arbeit des Kulturlotsen ist ein Job, den man anhand des Namens zunächst wohl eher als Hobby oder Ehrentitel identifizieren könnte. Doch in Erfurt verbirgt sich hinter diesem buchstäblich wegweisenden Titel eine wichtige Schnittstelle zwischen Verwaltung, Kultur und Politik. Seit September dieses Jahrs ist diese Stelle frisch in der Verantwortung von Theresa Krömer, und damit der ersten Kulturlotsin, nachdem Dietmar Schwerdt die Stelle 2019 niedergelegt hatte.
Akteure an einen Tisch holen, damit die Kultur in der Stadt funktioniert
„Das ist wirklich ein super außergewöhnlicher Posten und in dieser Form auch sehr selten“, wie die neue Amtsinhaberin sagt. „Meine Aufgabe ist es, als Vermittlerin zu fungieren und alle Akteure an einen Tisch zu holen, damit die Kultur in der Stadt gut funktionieren kann“. Durch ihre Studien der Kulturwissenschaften in Leipzig und Merseburg ist die gebürtige Sächsin nicht nur in der Theorie bestens für ihren Job vorbereitet. Während ihres Bildungsweges hat sie stets auch Kulturprojekte begleitet, in Vereinen mitgewirkt und damit auch Einblicke in die praktische Umsetzung und Struktur der verschiedenen Kulturszenen erlebt.
Dabei ist Theresa Krömer für viele Erfurter auch keine Unbekannte: „Ich habe 2010 in Erfurt mein FSJKultur gemacht und nachdem ich für das Bachelorstudium nach Leipzig gegangen bin gemerkt, dass mich die Stadt einfach nicht loslässt“. So kam sie Jahre später auch für ein Praktikum in die Landeshauptstadt zurück, um in die Arbeit der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen (LKJ) hineinzuschnuppern und damit die „andere Seite“ihres freiwilligen Jahres zu sehen. Nachdem sie dort Teamerin wurde, wirkte sie auch im Stadtteilzentrum Herrenberg mit und unterstützte die soziokulturellen Projekte.
Über einen Umweg als Containment-Scout in Sondershausen und Erfurt, in dem sie mit administrativen Themen zur Corona-Pandemie zu tun hatte, fand sie erneut zur Kultur zurück. Und das sogar beruflich: „Als Containment-Scout hatte ich viel in der Verwaltung zu tun und fühlte mich fast ein bisschen wie ein ‚Fremdkörper‘. Nach einiger Zeit hatte ich mich aber gut eingearbeitet. Als dann die Stellenausschreibung in Erfurt kam, war mir klar: Das ist das, worauf ich immer gewartet habe“, sagt die Kulturlotsin.
Eine der ersten großen Taten war die Wiederbelebung des Lotsenbriefs, den es durch die fehlende Besetzung der Stelle nun schon zwei Jahre nicht gegeben hatte. „Ich habe mich direkt über den Brief vorgestellt, damit man mich in der Position kennenlernt und weiß, wer ich bin. Überhaupt stelle ich mich im Grunde immer wieder neuen Leuten vor und erkläre, was ich tue. Ich denke, dass das auch eine Sache ist, die nie aufhören wird, da ja auch stetig neue Menschen mit Ideen auf mich zukommen. Das ist auch schön so“, schätzt Krömer ein.
Krömer ist erste Ansprechpartnerin bei Projektförderungen
Nach der ersten großen Runde der aktuellen Erfurter Szene – sowohl der städtischen, als auch der soziokulturellen – widmet sie sich ihrer neuen Rolle auch auf andere Weise. So ist sie die erste Ansprechpartnerin für Fragen zu Projektförderungen, ist aber auch für Probleme offen. „Ich betreue gern Projektideen, indem ich die richtigen Ansprechoder Kooperationspartner finde und die Kontakte vermittle. Dabei muss ich meine Rolle auch stetig überprüfen. Wo verknüpfe ich? Wo begleite ich? Die Ausführung liegt am Ende ja immer noch bei den Akteuren selbst“. Damit steht Theresa Krömer als Fadenzieherin der Erfurter Kultur im Hintergrund. Persönlich treffen kann man sie trotzdem – zum Beispiel bei den Kulturstammtischen der Ständigen Kulturvertretung.