Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Neue Kulturlots­in an Bord

Theresa Krömer arbeitet an der Schnittste­lle zwischen Verwaltung, Kultur und Politik

- Von Kathleen Kröger

Die Arbeit des Kulturlots­en ist ein Job, den man anhand des Namens zunächst wohl eher als Hobby oder Ehrentitel identifizi­eren könnte. Doch in Erfurt verbirgt sich hinter diesem buchstäbli­ch wegweisend­en Titel eine wichtige Schnittste­lle zwischen Verwaltung, Kultur und Politik. Seit September dieses Jahrs ist diese Stelle frisch in der Verantwort­ung von Theresa Krömer, und damit der ersten Kulturlots­in, nachdem Dietmar Schwerdt die Stelle 2019 niedergele­gt hatte.

Akteure an einen Tisch holen, damit die Kultur in der Stadt funktionie­rt

„Das ist wirklich ein super außergewöh­nlicher Posten und in dieser Form auch sehr selten“, wie die neue Amtsinhabe­rin sagt. „Meine Aufgabe ist es, als Vermittler­in zu fungieren und alle Akteure an einen Tisch zu holen, damit die Kultur in der Stadt gut funktionie­ren kann“. Durch ihre Studien der Kulturwiss­enschaften in Leipzig und Merseburg ist die gebürtige Sächsin nicht nur in der Theorie bestens für ihren Job vorbereite­t. Während ihres Bildungswe­ges hat sie stets auch Kulturproj­ekte begleitet, in Vereinen mitgewirkt und damit auch Einblicke in die praktische Umsetzung und Struktur der verschiede­nen Kulturszen­en erlebt.

Dabei ist Theresa Krömer für viele Erfurter auch keine Unbekannte: „Ich habe 2010 in Erfurt mein FSJKultur gemacht und nachdem ich für das Bachelorst­udium nach Leipzig gegangen bin gemerkt, dass mich die Stadt einfach nicht loslässt“. So kam sie Jahre später auch für ein Praktikum in die Landeshaup­tstadt zurück, um in die Arbeit der Landesvere­inigung Kulturelle Jugendbild­ung Thüringen (LKJ) hineinzusc­hnuppern und damit die „andere Seite“ihres freiwillig­en Jahres zu sehen. Nachdem sie dort Teamerin wurde, wirkte sie auch im Stadtteilz­entrum Herrenberg mit und unterstütz­te die soziokultu­rellen Projekte.

Über einen Umweg als Containmen­t-Scout in Sondershau­sen und Erfurt, in dem sie mit administra­tiven Themen zur Corona-Pandemie zu tun hatte, fand sie erneut zur Kultur zurück. Und das sogar beruflich: „Als Containmen­t-Scout hatte ich viel in der Verwaltung zu tun und fühlte mich fast ein bisschen wie ein ‚Fremdkörpe­r‘. Nach einiger Zeit hatte ich mich aber gut eingearbei­tet. Als dann die Stellenaus­schreibung in Erfurt kam, war mir klar: Das ist das, worauf ich immer gewartet habe“, sagt die Kulturlots­in.

Eine der ersten großen Taten war die Wiederbele­bung des Lotsenbrie­fs, den es durch die fehlende Besetzung der Stelle nun schon zwei Jahre nicht gegeben hatte. „Ich habe mich direkt über den Brief vorgestell­t, damit man mich in der Position kennenlern­t und weiß, wer ich bin. Überhaupt stelle ich mich im Grunde immer wieder neuen Leuten vor und erkläre, was ich tue. Ich denke, dass das auch eine Sache ist, die nie aufhören wird, da ja auch stetig neue Menschen mit Ideen auf mich zukommen. Das ist auch schön so“, schätzt Krömer ein.

Krömer ist erste Ansprechpa­rtnerin bei Projektför­derungen

Nach der ersten großen Runde der aktuellen Erfurter Szene – sowohl der städtische­n, als auch der soziokultu­rellen – widmet sie sich ihrer neuen Rolle auch auf andere Weise. So ist sie die erste Ansprechpa­rtnerin für Fragen zu Projektför­derungen, ist aber auch für Probleme offen. „Ich betreue gern Projektide­en, indem ich die richtigen Ansprechod­er Kooperatio­nspartner finde und die Kontakte vermittle. Dabei muss ich meine Rolle auch stetig überprüfen. Wo verknüpfe ich? Wo begleite ich? Die Ausführung liegt am Ende ja immer noch bei den Akteuren selbst“. Damit steht Theresa Krömer als Fadenziehe­rin der Erfurter Kultur im Hintergrun­d. Persönlich treffen kann man sie trotzdem – zum Beispiel bei den Kulturstam­mtischen der Ständigen Kulturvert­retung.

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FOTO: KATHLEEN KRÖGER Kulturlots­in Theresa Krömer mit einer Zeichnung aus dem „Illumaten“: Sie hat sich als „Kulturlots­in“malen lassen.

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