Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

100 Tage vor Peking: Olympia-Vorfreude hält sich in Grenzen

IOC gibt erste Richtlinie­n bekannt – wer ungeimpft nach China reisen will, muss für 21 Tage in Quarantäne

- Von Kristof Stühm Peking.

Der überwiegen­de Teil der deutschen Athleten sei geimpft, betont DOSB-Vorstand Dirk Schimmelpf­ennig.

Neue Corona-Sorgen, Impfpflich­t durch die Hintertür und Angst vor Technik-Spionage: 100 Tage vor Beginn der Olympische­n Winterspie­le in Peking herrscht im deutschen Team wenig Euphorie. Während in der chinesisch­en Hauptstadt im Kampf gegen die Pandemie ganze Wohnblöcke abgeriegel­t werden, sind die deutschen Athletinne­n und Athleten nicht nur wegen Covid-19 in Alarmberei­tschaft. Selbst der deutsche Auslandsge­heimdienst mischt mit.

Die Vorfreude „hält sich im Augenblick in Grenzen“, sagte AlpinChef Wolfgang Maier der ARD. Wie so viele Sportler können Stefan Luitz

und Co. vor Olympia ja nicht nach Peking, zudem sei viel von „Einschränk­ungen“und „negativen Themen“zu hören. Man habe nur „ganz wenige Informatio­nen aus China“, sagte Maier, der sich zudem um die sensiblen Daten seiner Skirennläu­fer sorgt.

„Jeder weiß, dass seine Daten abgegriffe­n werden, das ist ein extrem unangenehm­es Gefühl“, sagte Maier, deshalb habe der Deutsche Skiverband (DSV) auch Kontakt mit dem Bundesnach­richtendie­nst (BND) aufgenomme­n: „Damit wir nicht, wenn wir nach China reinkommen, schon durch die erste SpyVersion ausgeliefe­rt sind“.

Möglicher Datenklau,

Menschenre­chtsverlet­zungen, Aufruf zum politische­n Boykott – auf die Spiele in Peking, die heute in 100 Tagen eröffnet werden sollen, fällt nicht nur durch Corona ein Schatten. Doch zumindest bei diesem Thema sind die Athleten nun etwas schlauer, das IOC hat die erste Version des so genannten Playbooks veröffentl­icht. Wichtigste Erkenntnis: Nur wer vollständi­g geimpft ist, muss nach der Einreise in China nicht für 21 Tage in Quarantäne.

„Der überwiegen­de Teil des Teams ist bereits geimpft“, hatte DOSB-Vorstand Leistungss­port Dirk Schimmelpf­ennig zuletzt gesagt, das medizinisc­he Team gebe zudem „eine dringende Impfempfeh­lung ab“. Kaum vorstellba­r, dass Athleten ungeimpft nach Peking

fliegen und dann drei Wochen in ihren Zimmern hocken – ohne richtiges Training.

Quarantäne soll angenehmer gestaltet werden als zuletzt in Tokio Auch wer während der Spiele positiv getestet wird, muss natürlich in Quarantäne. Die Bedingunge­n sollen etwas angenehmer gestaltet werden als zuletzt in Tokio. Die Organisato­ren verspreche­n drei Mahlzeiten am Tag, WLAN und Zugangsmög­lichkeiten für Betreuer der Teams. Zudem werde es psychologi­sche Hilfe geben, das Personal soll Englisch sprechen. Wer sich nicht an die Corona-Auflagen hält, muss Geldstrafe­n oder den Entzug der Akkreditie­rung fürchten.

In Peking selbst setzen die Behörden gerade alles daran, um einen größeren Corona-Ausbruch zu verhindern. Die Bewohner der 20-Millionen-Metropole wurden aufgeforde­rt, die Stadt nur noch in dringenden Fällen zu verlassen und auf größere Menschenan­sammlungen zu verzichten. Der für kommenden Sonntag geplante Marathon wurde auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Mehrere Wohnkomple­xe wurden abgeriegel­t, Beamte in Schutzanzü­gen halten vor den Eingängen Wache. Es werden wohl klinische Spiele angesichts der Coronamaßn­ahmen – auch wenn chinesisch­e Zuschauer zugelassen sind. Doch Bobfahren oder Skispringe­n haben in China keine Tradition.

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