Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Gericht ist der falsche Ort
Eine Niederlage ist schwer zu verdauen. Zudem, wenn der Sportler das Urteil als zutiefst ungerecht empfindet. Und trotzdem muss die Entscheidung von Kampfrichtern akzeptiert werden. Sonst gerät der Sport aus den Fugen.
Fehlurteile sind im Boxen so alt wie die Sportart. Auch die stetige Veränderung der Regeln hat bisher nicht geholfen, die Wut des Verlierers abzukühlen. Nur der Knockout sorgt für klare Verhältnisse.
Der Protest des Thüringer Amateurkämpfers Schierle gerade bei der WM in Belgrad ist dabei nicht zu vergleichen mit der Lawine, die sein Profikollege Krasniqi nach der Niederlage gegen Titelverteidiger Bösel androht. Das deutsche Team hat in Belgrad lediglich die Entscheidung der Juroren prüfen lassen. Es war ein knapper Kampf, das 30:27-Urteil eines indischen Punktrichters sicherlich ein falsches. Aber Schierle ist nicht offensichtlich betrogen worden.
Beim Profi-Duell zwischen Bösel und Krasniqi geht es hingegen um viel Geld und die Ehre. Deshalb will der Verlierer nun durch alle Instanzen klagen. Für die Kosten hat Krasniqis Sponsor eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Wer Geld hat, kommt eben leichter zu „seinem“Recht. Doch für den Sport ist Krasniqis Weg fatal. Was, wenn alle Sportmillionäre bei jeder zweifelhaften Entscheidung der Schiedsrichter Justitia anrufen? Das Sportgericht ja gut, ein Zivilgericht aber ist der falsche Ort, um ein schnödes Boxurteil zu korrigieren.
Das Profiboxen rutscht mit Krasniqis Klagen genau in die Schublade, aus der es raus möchte. Betrug, Schiebung, halbseidene Geschäfte.
Warum treffen sich die Männer nicht einfach wieder im Ring und klären die Sache wie Boxer. Mit den Fäusten. Das bringt noch mal richtig Geld. Geld, von dem Amateur Schierle nur träumen kann.
Mehr Sport in der E-Paper-Ausgabe Ihrer Tageszeitung oder unter: tlz.de/sport