Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Qual der Wahl
Jury stellt die Nominierten für die Abstimmung zu den Thüringer Sportlern des Jahres vor
Beim Besuch in Deutschland gab es für Andrea Henkel im Haus des Sports gleich noch eine Überraschung. Thomas Zirkel, der Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes, überreichte ihr eine schon sechs Jahre alte Trophäe. Die Biathlon-Olympiasiegerin, die in den USA lebt, freute sich über die Auszeichnung als Zweite der Thüringer Sportlerwahl 2014, die sie aber nicht selbst in Empfang nehmen konnte. „Damals war ich wahrscheinlich nach der Saison im Urlaub. Dass ich diesen Pokal nun nachgereicht bekomme, damit habe ich nicht gerechnet und, ehrlich gesagt, gar nicht mehr daran gedacht“, sagte die 43-Jährige.
Henkel gehörte zur neunköpfigen Jury, die aus 70 Vorschlägen jeweils sechs Kandidaten für die Abstimmung zur Wahl der Thüringer Sportler des Jahres 2021 ermittelte. Die Expertenrunde aus Vertretern des Landessportbundes, des Olympiastützpunktes und Sportjournalisten wurde durch den einstigen Weltklasse-Skilangläufer Jens Filbrich komplettiert.
Dass der sonst so dominierende Wintersport diesmal nicht ganz so umfangreich wie in früheren Jahren vertreten war, wertete Ex-Biathletin Henkel eher als positives Zeichen:
„Es gibt hier doch ohnehin mehr Regionen ohne Schnee. Und Konkurrenz belebt das Geschäft.“
Vor einem Jahr war die Wahl wegen der Corona-Krise und des an vielen Stellen brach liegenden Sportbetriebs ausgefallen, auch einen Ball des Sports gab es nicht. Nun wollen Landessportbund und Stiftung Thüringer Sporthilfe wieder die Besten auszeichnen. Dabei sind erneut die Sportfans im Land gefragt. Ab sofort kann bis 11. Dezember
abgestimmt werden: online unter thueringer-sportlerwahl.de.
Kurz vor Weihnachten sollen die Gewinner veröffentlicht werden. Zudem planen die Organisatoren wieder mit einem Ball des Sports als würdigen Rahmen der Auszeichnung, der am 30. April 2022 in der Erfurter Messehalle stattfinden soll – ob und unter welchen Bedingungen, ist aber noch offen. „Das hängt vom Pandemiegeschehen ab. Klar ist aber, dass wir keinen Ball mit
Maskentragen und Abstandsregeln wollen. Das funktioniert nicht“, so LSB-Hauptgeschäftsführer Zirkel.
Gesucht werden die Nachfolger von Skispringerin Juliane Seyfarth, Biathlet Erik Lesser und dem BobTeam von Mariama Jamanka. Diesmal ist die Qual der Wahl noch größer als in vergangenen Jahren und Beleg für die Vielfalt des Sports im Freistaat. Nominiert sind unter anderem nicht nur Radsport-Olympiasiegerin Lisa Klein oder der olympische Silbermedaillengewinner im Gehen, Jonathan Hilbert. Auch Bogenschützin Michelle Kroppen, Karateka Noah Bitsch oder die Fußballfrauen vom FC Carl Zeiss Jena stehen zur Wahl. Als Zeichen der Inklusion will die Jury die Tatsache verstanden wissen, dass die Rollstuhlbasketballer der Thuringia Bulls aus Elxleben nicht in der Kategorie Behindertensport zur Wahl stehen, sondern sich diesmal in die Liste der Mannschaften einreihen.
Bei der letzten Abstimmung vor zwei Jahren beteiligten sich 10.000 Sportfans aus ganz Thüringen an der Wahl, die erstmals auch Vorschläge für die Vorauswahl der Kandidaten einreichen durften. Eine ähnliche Resonanz wünschen sich LSB und Sporthilfe auch diesmal.