Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Warum bekam er den scharfen Colt?
Staatsanwältin schließt strafrechtliche Konsequenzen gegen Alec Baldwin nicht aus
Der Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins bei Dreharbeiten im US-Bundesstaat New Mexico wird immer ominöser. Von den drei Waffen, die Hauptdarsteller und Todesschütze Alec Baldwin (63) zur Verfügung gestanden hätten, seien zwei „nicht funktionstüchtig“gewesen, sagte der Leiter der Polizeibehörde von Santa Fe, Adan Mendoza, am Mittwoch. Der Long Colt Revolver, den Regie-Assistent Dave Halls Baldwin für eine Szene des Westerns „Rust“zusteckte, war dagegen eine echte Waffe – und mit scharfer Munition geladen.
Baldwin, von Halls vorher mit dem Hinweis „nicht geladen“beschieden, zielte in Richtung Kamerafrau. Dabei löste sich ein Schuss. Das laut Mendoza „mutmaßlich bleihaltige Projektil“, das Ärzte später in der Schulter des dahinter stehenden Regisseurs Joel Souza fanden, hatte den Brustkorb der 42-Jährigen durchschlagen. Sie starb im Krankenhaus.
Der zuständigen Bezirksstaatsanwältin, Mary Carmack-Altwies, zufolge sei es zu früh, um über „kriminelle Fahrlässigkeit“und potenzielle strafrechtliche Konsequenzen zu sprechen. Es könne „noch Wochen bis Monate“dauern, bis die Entscheidung fällt, ob Anklage erhoben wird oder nicht. „Niemand kann heute ausgeschlossen werden“, sagte die Juristin.
Damit ist klar, dass neben Baldwin weder Regie-Assistent Halls noch die für die Waffen am Set zuständige Fachkraft Hannah Gutierrez (24) aus dem Schneider sind.
Carmack-Altwies erklärte, man konzentriere sich darauf herauszufinden, wer die Waffe mit scharfer Munition bestückt hat. Ob Halls oder Gutierrez die Waffe vor dem Gebrauch untersucht haben, ist bisher nicht bekannt. Beide schweigen in der Öffentlichkeit.
Für Aufsehen sorgte die Aussage von Sheriff Mendoza, dass am Drehort „Selbstgefälligkeit“im Umgang mit Waffen geherrscht habe. Demnach wurden rund 500 Schuss Munition sichergestellt. „Absolut ungewöhnlich“, erklärten später Waffen-Experten der Filmindustrie.