Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Bund soll Aufsicht über Institut übernehmen
Jenaer Forscherin schreibt offenen Brief
Die kanadisch-britische Spitzenforscherin Nicole Boivin aus Jena hat Bundesforschungsministerin Bettina Stark Watzinger (FDP) am Mittwoch in einem offenen Brief aufgefordert, die Aufsicht über öffentlich geförderte Forschungseinrichtungen wie die MaxPlanck-Gesellschaft (MPG) zu übernehmen. Mit einem Jahresbudget von rund zwei Milliarden Euro müsse die MPG der Öffentlichkeit gegenüber rechenschaftspflichtig sein, so Boivin. Derzeit scheine es eine solche Aufsicht nicht zu geben.
Nicole Boivin, seit 2016 Direktorin des Jenaer Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte, war im März vom MPG-Senat wegen angeblichen Fehlverhaltens ihres Amtes enthoben worden. Diese Entscheidung war getroffen worden, nachdem Boivin im Oktober 2018 eine Beschwerde über jahrelange Schikanen durch die beiden anderen Direktoren des Instituts und deren Verleumdungskampagne eingereicht hatte. Zugleich hatte sie moniert, dass MPG-Präsident Martin Stratmann keine besondere Fürsorgepflicht gegenüber den als Führungskräfte stark unterrepräsentierten Frauen in der MPG obwalten lasse. Statt gegen ihre männlichen Kollegen ermittelte die MPG daraufhin gegen Boivin.