Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Studie geplant: Tattoo-Zeitzeugen gesucht

Angehender Historiker benötigt Mithilfe bei Projektarb­eit

- Tino Zippel

Ein angehender Historiker an der Freien Universitä­t Berlin arbeitet an einem geschichts­wissenscha­ftlichen Projekt zur „Tätowierun­g in der DDR“. Für seine Untersuchu­ng sucht er dringend Zeitzeugen, die in der DDR tätowiert haben oder tätowiert worden sind. Er hofft, in Thüringen fündig zu werden.

„Die Suche gestaltet sich schwierig, da es seinerzeit keine öffentlich­e Tattoo-Kultur im Osten gab, die als Zugangspun­kt dienlich sein könnte“, sagt Marcus Schäfer. Für seine Studie benötigt er noch 20 Menschen aus der ehemaligen DDR, wobei für die Erhebung vor allem noch Frauen fehlen. Ziel sei, mehr über den Werdegang sowie die Motivation derer zu erfahren, die in der DDR tätowierte­n beziehungs­weise sich tätowieren ließen.

Da die Kunstform in der DDR verpönt gewesen sei, will er herausfind­en, was, wie, wo und unter welchen Umständen tätowiert wurde und welche Erfahrunge­n die Zeitzeugin­nen und Zeitzeugen mit ihren Tattoos gemacht haben. „Interessan­t ist auch, wie die Befragten heute zu ihrer Tattoo-Vergangenh­eit und der gegenwärti­gen Popularitä­t der Tätowierun­g stehen“, sagt Schäfer.

Der Forscher lässt den Zeitzeugen zunächst zur Vorbereitu­ng einen Fragebogen zukommen. Es folgt ein Interview via Telefon, Videokonfe­renz oder in Präsenz, um gemeinsam den Fragebogen durchzuarb­eiten (Dauer: 45 bis 90 Minuten). Schäfer sichert zu, dass die Interviews auf Wunsch vertraulic­h geführt werden. Er plant, die Ergebnisse in einem wissenscha­ftlichen Aufsatz zu veröffentl­ichen.

„Frühere Studien haben sich oft auf gewisse Kontexte versteift, also die Tätowierun­g beispielsw­eise lediglich im Rotlichtmi­lieu oder – der Klassiker – im Gefängnis gesucht. Dies möchte ich vermeiden, für meine Studie ist es daher wirklich nur wichtig, dass die Person in der DDR tätowiert hat oder dort tätowiert wurde“, sagt Schäfer. Dies beinhalte auch Menschen, die nicht in der DDR ansässig waren, aber dort tätowiert haben oder wurden.

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