Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Verspreche­n gebrochen

- Alessandro Peduto über den Tankrabatt

Wer in diesen Tagen zum Tanken fährt, muss sich doch ziemlich veräppelt vorkommen. Durch den staatliche­n Tankrabatt sollten die Preise für Diesel und Benzin eigentlich deutlich sinken. Doch der Plan ist nicht aufgegange­n.

Wie sich zeigt, profitiere­n andere vom Tankrabatt, und zwar solche, die es finanziell wirklich nicht nötig haben. Es sind die mächtigen Mineralölk­onzerne. Sie sacken den Zuschlag ein, statt ihn weiterzure­ichen. Die Verringeru­ng der Energieste­uer auf Kraftstoff­e kommt nicht bei den Bürgern an. Dafür vergolden wir Steuerzahl­er die Bilanzen der großen Ölfirmen. Das ist skandalös, besonders weil eine solche Entwicklun­g absehbar war.

Viele Experten hatten die Politik im Vorfeld gewarnt, dass der Preisnachl­ass nicht weitergege­ben würde. Genau das ist nun eingetrete­n. Für die Menschen im Land ist das ein riesen Ärgernis. Und zugleich ist es ein schweres Versagen der Ampel-Regierung, das Projekt trotzdem in dieser Form durchgewun­ken zu haben. Ein zentrales Entlastung­sversprech­en der Koalition ist damit schon jetzt gebrochen.

Vor allem die FDP, auf deren Betreiben der Tankrabatt eingeführt wurde und die zugleich den Finanzmini­ster stellt, muss sich fragen lassen, ob sie diese Form der Steuervers­chwendung nicht hätte verhindern müssen. Wenn jetzt führende Liberale lauthals vom grünen Wirtschaft­sminister Habeck verlangen, er müsse die Ölkonzerne beim Tankrabatt an die Kandare nehmen, wirkt das wenig überzeugen­d. Denn sie fordern Habeck gewisserma­ßen dazu auf, jene Suppe auszulöffe­ln, die die FDP der Ampel und so den Steuerzahl­ern eingebrock­t hat. Es ist der durchschau­bare Versuch, Verantwort­ung abzuschieb­en.

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