Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Nur jeder Zweite nutzt Wahlrecht
Bei Bürgermeisterwahl in Kloster Veßra siegt der Amtsinhaber. Mehrere Stichwahlen notwendig
Nur etwa die Hälfte der zur Wahl aufgerufenen Thüringer hat am Sonntag das Stimmrecht wahrgenommen. Neben sieben hauptamtlichen und 318 ehrenamtlichen Kommunalvertretern waren auch 117 Ortschafts- und Ortsteilbürgermeister zu wählen. Landräte und hauptamtliche Bürgermeister stehen regulär in zwei Jahren zur Wahl. Stimmberechtigt waren 210.000 Bürger ab 16 Jahren. Allein in 224 Gemeinden stand nur ein Kandidat zur Wahl.
In Thüringen wird in knapp zwei Wochen erneut gewählt: Nach den Kommunalwahlen am Sonntag ist in 14 Tagen in mehreren Kommunen ein zweiter Urnengang erforderlich, weil keiner der Kandidaten im ersten Anlauf die absolute Mehrheit erreichte.
So kommt es in Leinefelde-Worbis (Landkreis Eichsfeld), wo es vier Bewerber gab, zur Stichwahl zwischen Amtsinhaber Marco Grosa (CDU) und dem als Einzelbewerber angetretenen Christian Zwingmann. Grosa holte 41,1 Prozent der Stimmen, Zwingmann 25,9. Auch der hauptamtliche Bürgermeister im Amt Wachsenburg wird erst in zwei Wochen ermittelt. Matthias Eschrich (CDU/Bürger Aktiv) tritt dann gegen Sebastian Schiffer (SSB) an. Stichwahlen standen zudem unter anderem in Kriebitzsch und Thonhausen (Altenburger Land) sowie Wüstheuterode (Eichsfeld) fest. In Gneus (Saale-Holzland-Kreis) erreichten die beiden Wahlvorschläge von CDU und Freien Wählern jeweils genau 50 Prozent.
In Kranichfeld (Weimarer Land) gelang Jörg Bauer (AfK) überraschend deutlich mit 88,2 Prozent auf Anhieb der Sprung auf den nunmehr hauptamtlichen Bürgermeister-Sessel: Gleich im ersten Wahlgang siegten auch Rita Spies in Steinheuterode und Rüdiger Banse in Kirchworbis (beide Eichsfeld) sowie Harald Fey in Weilar (Wartburgkreis). In Nottleben (Kreis Gotha) setzte sich René Sauerbier mit 50,2 Prozent knapp gegen die Mitbewerber durch. Nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig ließ auch der Sieg von Amtsinhaber Heiko Voigt (parteilos) in Sonneberg: Er holte trotz dreier Mitbewerber 66,2 Stimmen – das allerdings bei einer Wahlbeteiligung von nur 43,2 Prozent.
Mit besonderer Spannung erwartet worden war das Ergebnis in Kloster Veßra (Landkreis Hildburghausen), wo der Rechtsextremist Tommy Frenck (Bündnis Zukunft Hildburghausen) gegen Wolfgang Möller (Feuerwehrverein Neuhof
1991) antrat. Gegen den Amtsinhaber aber hatte Frenck bei einer Wahlbeteiligung von 83,4 Prozent keine Chance: Möller holte 79,9 Prozent der Stimmen.
Kurz vor Beginn der Auszählung offenbarte Frenck in den sozialen Netzwerken seine Unkenntnis vom vorgeschriebenen Ablauf in den Wahllokalen: Diese müssen nach
18 Uhr und kurz vor Öffnung der Wahlurne zunächst geschlossen werden, um alles für die Auszählung vorzubereiten. Anschließend wird die Öffentlichkeit wieder hergestellt. Er habe, so Frenck, sofort mit einem Anwalt interveniert, weil die Polizei nichts habe unternehmen wollen – anschließend habe man seinen Wahlbeobachtern in den beiden Wahllokalen Zutritt gewährt.
Die Wahlbeteiligung lag bei knapp über 50 Prozent. Rund
210.000 Thüringer waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.