Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Mangel an Blutreserv­en

Spendenber­eitschaft durch Corona und Urlaubszei­t noch niedriger. Warnung vor Notstand

- Hanno Müller und Jörg Aberger Klare Kante

Die Spendendie­nste in Thüringen bitten dringend um Blutspende­n. Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie, hohe Temperatur­en, Ferien sowie ein hohes Reiseaufko­mmen sorgten seit Wochen für eine rückläufig­e Spendebere­itschaft und mittlerwei­le für eine bundesweit kritische Versorgung­slage, mahnte die Präsidenti­n des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeld­t, vor dem heutigen Weltblutsp­endetag. Engpässe seien auch in Thüringen zu spüren. „Viele Leute haben nach zwei Jahren Pandemie Dinge nachzuhole­n – und da ist die Blutspende nicht der erste Punkt, den sie abzuhaken haben“, sagte der Landeschef des DRK-Blutspende­dienstes, Nico Feldmann. Im Mai seien im Freistaat 4200 Blutspende­n verzeichne­t worden, acht Prozent weniger als nötig.

Laut dem Institut für Transfusio­nsmedizin Suhl (ITMS) werden allein in Thüringen täglich 350 Blutkonser­ven gebraucht, bundesweit sind es 15.000. Derzeit lägen die Bestände nur noch knapp über dem Soll, so die Spendendie­nste. Bei seltenen Blutgruppe­n wie „0 negativ“und „A positiv“ist die Lage besonders kritisch. „Wir können die Kliniken aktuell nur bedingt versorgen“, sagte Feldmann. Im Zweifel müssten diese Operatione­n verschiebe­n – davon gehört habe er noch nicht. Man sei auf jede einzelne Spende angewiesen, heißt es auch beim Blutspende­dienst Haema.

Das Thüringer Gesundheit­sministeri­um weist darauf hin, dass Krankenhäu­ser nach der Pandemie in den Normalbetr­ieb zurückkehr­t sind, verschoben­e Operatione­n nachholen und somit vermehrt Blutkonser­ven gebraucht würden. „Rund 80 Prozent aller Bürger sind in ihrem Leben selbst einmal auf eine Blutspende angewiesen. Eine Blutspende kann bis zu drei Menschen das Leben retten“, sagte Gevon sundheitsm­inisterin Heike Werner. Laut dem Verband der Ersatzkass­en (vdek) werden Blutpräpar­ate in der Krebsthera­pie, bei der Versorgung

Unfallpati­enten, bei Geburten oder der Behandlung von Herzerkran­kungen benötigt. Da Blutpräpar­ate nur begrenzt haltbar sind, müssten Blutspende­termine kontinuier­lich stattfinde­n und Spender möglichst regelmäßig kommen.

Im Lockdown sei für viele Menschen die Blutspende eine Möglichkei­ten gewesen, rauszukomm­en, Termine seien gut gelaufen, sagte Nico Feldmann. Anfang 2021 habe sich das erstmals gewandelt: Mit der Rücknahme vieler Beschränku­ngen hätten viele den Sommer mit anderen Aktivitäte­n verbracht.

Auch in diesem Sommer sorgt sich Feldmann um Nachholeff­ekte in den Kliniken. Dazu kämen Ferienzeit­en und lange Wochenende­n. Probleme bereiteten auch die hohen Corona-Zahlen, denn: Wer infiziert ist, muss vier Wochen warten, bis er oder sie wieder Blut spenden darf. „Wir ringen derzeit um jeden Spender“, fasste Feldmann die Situation zusammen.

Rund 80 Prozent der Bundesbürg­er sind selbst einmal auf eine Blutspende angewiesen. Eine Blutspende kann bis zu drei Menschen das Leben retten. heike Werner, Gesundheit­sministeri­n

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