Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Ein Vorruheständler mit Gewerbeschein, eigenem Auto und großer Tierliebe.
Erfurt
17 Uhr. m. Abendmahl, 10 Uhr. mit Abendmahl,
9.30 Uhr. Konfirmation, 9.30 Uhr.
11 Uhr.
10 Uhr. mit Kindergottesdienst, 15 Uhr. 9.15 Uhr. 13 Uhr. 11 Uhr.
10 Uhr. 14 Uhr.
Die 57-Jährige hat Erziehungswissenschaft studiert, im AlbertSchweitzer-Kinderdorf gearbeitet, sich an sozialen Brennpunkten aufgehalten. 2002 reichte es ihr. „Ich habe viele Jahre im Kinder- und Jugendschutz gearbeitet. Dann war es genug. Ich musste da raus, wollte mich mit Dingen umgeben, die normal, die schön sind, nicht immer nur mit den negativen“, sagt sie.
Und entdeckte eine Marktlücke. Katzen artgerecht betreuen. Dort, wo sie ihr soziales Umfeld haben – zu Hause. Michaela Klundts Spezialrichtung: Stubenkatzen. Der Bedarf war immens. Denn es gab zwar Katzenpensionen. Aber bei denen musste man das Tier aus seiner gewohnten Umgebung nehmen, es hinbringen. „Das wollen Katzen nun partout nicht“, sagt die Tierfreundin. Sie hat sich umfassend kundig gemacht, bevor sie in ihr neues Geschäftsfeld einstieg.
Sie eröffnete mit einer Kollegin in der Moritzstraße einen Katzenladen. Nun ja, es sei eher eine Art Büro gewesen. Schlüssel abgeben,
Schlüssel abholen, Katze zu Hause betreuen lassen. Dazu müsse eine große Hürde genommen werden, sagt sie. Man bekomme schließlich den Schlüssel zu den eigenen vier Wänden und gebe seinen tierischen Schützling in fremde Hände. Bevor es so weit ist, führt Klundt Vorgespräche bei denen, die ihre Dienste in Anspruch nehmen möchten – Katzenhalter, die dienstlich verreisen müssen, in den Urlaub fahren wollen, ins Krankenhaus, zur Fortbildung müssen. Meist Leute, die nicht auf den Cent schauen, wenn es um Miezes Wohl geht. Es müsse aber passen, die Chemie müsse stimmen. Klundt: „Ich muss als Katzen-Babysitter sympathisch sein.“
Inzwischen brummt das Geschäft mit der „Mieze allein zu Haus“. So gut, dass sie keine Aufträge mehr annehmen könne. Werbung braucht sie nicht. Läuft alles meist über Mundpropaganda. „Es wäre schön, wenn ich Hilfe bekäme. Einen Vorruheständler mit Gewerbeschein, eigenem Auto und großer Tierliebe“, sagt sie.
Hunger, Durst, Toilette, Medikamente – das ist das Portfolio. Blumen werden nebenbei mit gegossen, die Aquariumsfische oder der Hamster gefüttert, auch der Brief
Katzen seien immer für Überraschungen gut, sagt Michaela Klundt und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen. Unlängst hat ein Schützling einen Kippwasserhahn geöffnet. Es werde wohl eine tolle Wasserrechnung folgen. Andere Kater fahren gern mal auf dem Saugroboter durch die Wohnung oder rollen gar zu gern Toilettenpapier ab. Ein Mieze habe es auch fertiggebracht, eine Palme „auszutopfen“. Jeden Tag was Neues.
Der Bedarf sei viel höher, als sie abdecken könne, sagt Klundt. Auch wenn es nicht ganz billig ist. Bis zu drei Tieren kostet die Betreuung des schnurrenden Hausfreundes am Tag 15 Euro. Ab Katze Nummer vier steigt der Preis. Extras gegen Aufpreis. Diejenigen, die zu ihr kommen, schauen aber nicht aufs Geld. Sie wollen für ihre Katze/ihren Kater nur das Beste. „Katzen sind wundervolle Wesen“, sagt Michaela Klundt und krault Polly den Hals, während Nino es sich auf dem Tisch in der Nachmittagssonne bequem macht.