Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Abwasser: Die Sommerwelle bei Corona ist da Forscher registrieren deutlich erhöhte Viruslast
Bislang ist CoMoTH ein Pilotprojekt, doch jetzt könnte sich erweisen, inwieweit sich das Abwassermonitoring dauerhaft im Pandemie-Alltag einsetzen lässt. Wie die zuständige Analytik Jena GmbH am Montag bei einem Workshop in Erfurt demonstrierte, steigt die Viruslast im Thüringer Abwasser gerade wieder an – bei gerade noch eher niedrigen Inzidenzen.
„Daten aus dem Abwasser belegen eindrücklich: Die Pandemie ist nicht vorbei“, sagt Projektleiter Robert Möller. Seit November 2021 beobachte man, dass die Konzentration von Sars-Cov-2-Genkopien im Abwasser den RKI-Daten jeweils mit einigen Tagen Vorlauf entsprach. „Seit einigen Tagen steigt die Virus-Konzentration im Abwasser wieder stark an, ohne dass dies schon im gemeldeten Trend ablesbar ist“, sagte der Jenaer.
Die Forscher schließen daraus, dass die Sommerwelle nicht erst noch kommt, sondern bereits da ist. Weniger Tests und damit weniger gemeldeten Fällen stünden konstant hohe oder sogar steigende Werte im Abwasser gegenüber. Das Abwassermonitoring erweise sich als sicherer Indikator. „Es spiegelt den klinischen Pandemieverlauf in seinen Anstiegen und Abfällen anschaulich wieder“, so Möller.
CoMoTh wird vom Wirtschaftsministerium mit rund 370.000 Euro gefördert und bezieht derzeit 23 Kläranlagen und damit 40 Prozent der Thüringer Bevölkerung ein. Nach derzeitigem Stand soll das Projekt im August enden. Die Forscher, zu denen auch Wissenschaftler der Bauhaus-Universität Weimar gehören, hoffen nun auf eine Fortführung im alltäglichen Pandemiemanagement. Dafür müssten noch Zuständigkeiten und Finanzierung geklärt werden. „Das Monitoring bietet Entscheidungshilfen für den Gesundheitsdienst, was zu tun ist und wie Maßnahmen wirken“, sagte Silvio Beier von der BauhausUni. Denkbar sei auch ein Einsatz des Monitorings für weitere Viren und zur Erfassung der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen. Kontakt Sie haben Nachrichten für die Thüringen-Redaktion? Gerne per Mail: thueringen@funkemedien.de