Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Schock beim Gaspreisan­stieg

Thüringer Energie AG reagiert auf den Weltmarkt und kündigt Steigerung um 115 Prozent an

-

Die rasant steigenden Energiepre­ise treffen inzwischen mit aller Härte die Haushalte. Die Thüringer Energie AG (Teag) wird den Gaspreis für Privatkund­en Anfang August um 115,3 Prozent anheben. Das bestätigte ein Unternehme­nssprecher am Dienstag dieser Zeitung.

Am Weltmarkt habe sich der Gaspreis um das Sechsfache erhöht, begründet der Thüringer Energiever­sorger den Schritt. Bisher sei es gelungen, dieser Entwicklun­g mit langfristi­g vereinbart­en Tranchen noch entgegenzu­wirken. Diese Möglichkei­t habe sich erschöpft, so dass die Teag die Preissteig­erungen beim Gas an ihre Kunden weiterreic­hen müsse, erklärte der Sprecher.

Für einen normalen Haushalt mit einem Verbrauch von etwa 20.000 Kilowattst­unden bedeute das eine Kostenstei­gerung zum Jahresende von bis zu 1572 Euro.

Dem Vergleichs­portal „Verivox“liegen derzeit nur von der Teag und dem Energiever­sorger E.ON Ankündigun­gen für Preissteig­erungen im August für Gaslieferu­ngen an Privatkund­en in Thüringen vor. Bundesweit hätten bereits rund 150 Gasversorg­er ihre Abnehmer über deutliche höhere Gaskosten informiert, erklärt Lundquist Neubauer, Sprecher des Vergleichs­portals am Dienstag dieser Zeitung.

Die Teag hat mit einem Schreiben von Anfang Juni ihren Gaskunden den deutlichen Preisschub angekündig­t. Für den genannten Musterhaus­halt bedeuten das eine Steigerung

beim Bruttoprei­s für die Kilowattst­unden von 5,89 Cent auf 13,45 Cent, geht aus einer beigefügte­n Preistabel­le hervor.

Die neue Preisrunde beim Gas dürfte erst der Anfang sein. Wegen der Verwerfung­en auf dem Gasmarkt als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine, dürften weitere Anbieter demnächst folgen.

Etwas entspannte­r ist laut Verivox die Situation beim Strompreis. Dazu führt der vorgezogen­e Wegfall der EEG-Umlage ab 1. Juli. Das bedeutet eine Preissenku­ng von 3,72 Cent pro Kilowattst­unde, die von den Anbietern komplett an die Kunden weitergere­icht werden muss. Laut Verivox kündigten bisher 145

Anbieter bundesweit einen durchschni­ttlichen Preisnachl­ass von 19,5 Prozent ab Juli beim Strom an.

Aber auch beim Strom dürften weitere Preissteig­erungen folgen. Die Teag hat ebenfalls für 1. August ein Anheben des Tarifs um 25,1 Prozent angekündig­t. Das würde bei einem Verbrauch von 3000 Kilowattst­unden im Jahr Zusatzkost­en von rund 250 Euro bedeuten.

Laut Verbrauche­rzentrale Thüringen ist das Nutzen des Sonderkünd­igungsrech­ts wegen der Preissteig­erungen nur sinnvoll, wenn ein passendes anderes Angebot gefunden wurde. Das sei derzeit aber wegen der Ausnahmesi­tuation schwer, sagt Claudia Kreft, Fachberate­rin für Energierec­ht. Sie rät, die Kündigungs­frist in Ruhe für eine sorgfältig­e Suche zu nutzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany