Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Illusionen und Impressionen
Die Kulturscheune Mühlberg zeigt Malerei von Ute Zwilling und Handarbeiten von Ulf Germanus. Die beiden Künstler sind in Erfurt sogar Nachbarn
Zwei in einem Haus gibt es jetzt in der Kulturscheune Mühlberg zu sehen: Malerei von Ute Zwilling sowie Holz- und Handarbeiten von Ulf Germanus. Die räumliche Nähe zwischen den beiden Künstlern aus Erfurt besteht nicht nur für die drei Wochen während der Ausstellung im Drei-Gleichen-Ort. Sie sind auch in ihrem Wohnumfeld Nachbarn.
Als ein ursprünglich geplanter Mitaussteller kurzfristig abgesagte, hatte Ute Zwilling kurzerhand Ulf Germanus gefragt, ob er nicht mit ihr in der Kulturscheune Arbeiten präsentieren wolle. Er sprang ein.
Künstlerisch gehen beide getrennte Wege. Ute Zwilling malt, Ulf Germanus setzt Holz, Mörtel oder Gips ein und schafft damit Illusionen.
Germanus präsentiert erstmals ein Spektrum seiner kreativen Arbeiten in einem öffentlichen Rahmen einem Publikum. Was wie rostiges Metall aussieht, ist federleicht. Germanus deutet auf einen Ständer aus Stahlträgern. Der besteht aus Gipskartonplatten. Nieten und Schrauben sind aus Gips gefertigt. Sie dienen mehr der Verzierung, nicht dem Zusammenhalt. „Das macht mir große Freude“, sagt der 69-Jährige über seine Material-Imitationen. Jetzt sei er auf Putzmörtel gekommen, um Mauerwände zu gestalten. Breitwandfotos vermitteln davon in der Ausstellung einen Eindruck:
„Das war eine Wand aus Hohlblocksteinen.“Die Dachziegeln habe er mit Mörtel modelliert, sagt der gelernte Betriebsschlosser. Die wenigste Zeit seines Berufslebens habe er als solcher gearbeitet. Er war Kraftfahrer und in der Denkmalpflege tätig. Nun, im Unruhestand, habe er mehr Zeit, seiner Kreativität und Experimentierfreude freien Lauf zu lassen.
Ähnlich geht es seiner Nachbarin Ute Zwilling. Nur, dass sie dann in erster Linie zu Pinsel und Farben greift. Sie gehört zur Gruppe der Erfurter Mittwochsmaler und agiert expressiv, belässt es nicht bei Blumenmotiven und Urlaubserinnerungen, sondern nutzt in ihrem künstlerischen Tun ähnlich wie Germanus neue Techniken, um zu neuen Ufern zu kommen.
Die ehemalige Verwaltungsangestellte eines Bundesamts in Berlin malt ihr Leben lang, wie die Ü-75Jährige von sich sagt. Das Schöne am Malen für sie sei: „Ich weiß nicht, was herauskommt, wenn ich damit beginne.“
Die Kulturscheune Mühlberg ist geöffnet von mittwochs bis sonntags, 10 bis 17 Uhr.