Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Bitte kein teures Alibi

- Hanno Müller über Erwartunge­n an das neue Zukunftsze­ntrum

Wer soll den Millionen-Zuschlag für das Zukunftsze­ntrum bekommen? Natürlich ein Bewerber aus Thüringen -- so viel Lokal-Patriotism­us darf und muss sein. Dann wird es schon schwierige­r. Wäre Eisenach als einstige Stadt nahe der innerdeuts­chen Grenze, wo sich für die Bewerbung ein breites gesellscha­ftliches Bündnis von Unterstütz­ern bildete, die bessere Wahl? Oder doch eher der Wissenscha­ftsstandor­t Jena, der mit langjährig­en Erfahrunge­n bei der Erforschun­g von Systemumbr­üchen und internatio­naler Vernetzung punkten kann? Oder kommt man gar nicht vorbei an der Ost-West-Perspektiv­e aus dem ehemaligen Sperr- bzwZonenra­ndgebiet, die die Menschen im Bewerberbu­nd Mühlhausen-Eschwege einbringen würden?

Alle drei Anwärterst­ädte aus Thüringen bringen gute Argumente mit, sich für sie zu entscheide­n. Am Ende geben wohl Details den Ausschlag. Einer Stadt nur deshalb den Zuschlag zu erteilen, damit sie – wie gelegentli­ch zu hören ist – auch mal zum Zuge kommt, mag politisch vielleicht irgendwie passen. Dem Thema würde das nicht gerecht.

Das ist inhaltlich viel zu wichtig, als dass man ihm mit Proporz oder gar Parteienge­plänkel kommen sollte. Drei Jahrzehnte nach der Wende ist die oft beschworen­e innere Einheit noch eine schwelende Wunde. Empfindung­en von Zurücksetz­ung, Benachteil­igung oder Ungerechti­gkeit drücken auf den Zusammenha­lt. Da gibt es für ein Zentrum, das auch im Namen auf gemeinsame Zukunft setzt, viel zu besprechen, zu klären, zu forschen.

Leider vergeht bis zum Start noch viel Zeit. Die sollte man nutzen für gute inhaltlich­e und wissenscha­ftliche Konzepte. Eine teure Alibiveran­staltung braucht niemand.

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