Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Bessere Stimmung im Gastgewerbe
Unternehmen spüren positive Resonanz der Besucher. Verband fordert von der Politik Perspektiven
Wir haben viele Mitarbeiter während der Pandemie verloren, Fachkräfte und Aushilfskräfte. Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Thüringen
Die Stimmung im Thüringer Gastgewerbe ist gegenüber dem Jahresanfang und erst recht im Vergleich zur Pandemiehochzeit deutlich besser geworden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Thüringen.
„Die Unternehmen spüren, dass die Gäste wieder kommen, Lust haben auf Übernachtungen und auf Essen in Restaurants“, so Hauptgeschäftsführer Dirk Ellinger. So habe gerade in den vergangenen Wochen der Umsatz vielerorts wieder ein ansprechendes Niveau erreicht, finanzielle Löcher hätten gestopft werden können.
Allerdings räumt Ellinger ein, dass Reservierungen und Buchungen vorrangig begrenzt bis zum Monat September seien. Für die Zeit danach, ab Herbst, seien die Bestellbücher vielerorts leer. Dafür macht er auch die Politik verantwortlich.
„Ihre eigentliche Aufgabe müsste doch sein, eine Perspektive zu vermitteln und nicht schon wieder Angst vor einer neuen Corona-Welle zu verbreiten und in diesem Zusammenhang erneute Beschränkungen anzudrohen.“
Ellinger verweist nochmals darauf, wie sinnlos aus seiner Sicht Schließungen im Gastgewerbe oder spezielle Regelungen wie 2G oder 3G bei einer genehmigten Öffnung waren. Dehoga-Thüringen-Präsident Mark. A Kühnelt hatte das seinerzeit als „blinden Aktionismus“bezeichnet. Und beide sind sich einig: „Die Branche hat wie kaum eine andere gelitten.“
Das, so Ellinger, sei auch daran messbar, dass trotz staatlicher Corona-Hilfen mehrere Beherbergungsbetriebe und Lokale – vor allem im ländlichen Bereich – ihre Türen für immer geschlossen haben. Damit sei in Thüringen ein Stück Vielfalt verloren gegangen. Der Umfrage zufolge sehen noch 22,3 Prozent der Thüringer Unternehmen im Gastgewerbe ihre Existenz gefährdet. Als größte Herausforderung werden die steigenden Kosten für Energie oder Lebensmittel (90,7
Prozent) sowie der Mitarbeitermangel (58,5) genannt. Dabei sind Geflüchtete aus der Ukraine (4,3) bisher noch nicht zahlreich im Gastgewerbe tätig.
Der Personalmangel ist für alle extrem spürbar, weil sich Fachkräfte in der Pandemiezeit einen anderen, sicheren Job gesucht haben und trotz deutlich erhöhter Tariflöhne nicht mehr in die Branche zurückkehren. Die Folge ist unter anderem, dass Angebote reduziert und Öffnungszeiten weniger geworden sind. So öffnen zahlreiche Restaurants inzwischen nur an bestimmten Wochentagen oder abends, es finden auch weniger Veranstaltungen statt. Personelle Unterstützung wird dabei überall gesucht, vor allem im Koch- und Servicebereich. Auch Aushilfskräfte sind rar; Studierende arbeiten inzwischen deutlich seltener in der Gastronomie als vor der Pandemie. „Leidtragender der misslichen Situation ist letztlich der Gast“, so Ellinger.