Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Isoliert und abgezäunt – so wird der Gipfel geschützt

Gesperrte Straßen, zugeklebte Gullydecke­l, 18.000 Polizisten im Einsatz. Das G7-Treffen ist mit hohen Kosten verbunden

- Christian Unger

Über das Blau und Weiß der Polizeiaut­os mischt sich Schwarz, die Flammen haben das Metall zerstört, das Gummi von den Fenstersch­eiben ist verschmort, die Sitze verbrannt. Wenige Tage vor Beginn des G7-Gipfels im bayerische­n Schloss Elmau haben in München acht Polizeiwag­en gebrannt. Sie standen vor einem Hotel, in dem die Einsatzkrä­fte für das Mammuttref­fen stationier­t sind.

Die Polizei ermittelt, nennt keine Details zu den Motiven des Anschlags. Ermittler gehen aber davon aus, dass die Tat politisch motiviert ist: von Linksextre­men. Die Staatsund

Regierungs­chefs der sieben großen Industrien­ationen – vor allem für die linke Szene stehen sie für „globale Ungerechti­gkeit“im Kampf gegen „Kapitalism­us“. Der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise, die drohenden Hungerkata­strophen, das mobilisier­t Gegner des Gipfels. Auch gewaltbere­ite.

Für die Sicherheit­sbehörden sind diese Mega-Treffen mit enormem Personalau­fwand und Kosten verbunden. 170 Millionen Euro soll die Tagung kosten. 18.000 Polizistin­nen und Polizisten, vor allem aus Bayern, sind im Einsatz. Dazu Helikopter, Räumfahrze­uge, Wasserwerf­er.

In der Region um Garmisch-Partenkirc­hen

sind Straßen gesperrt, Gullydecke­l abgeklebt, ein Wanderweg wurde geteert, Anwohner müssen ihre Mülltonnen wegstellen. Auch dort lauern laut Polizei Gefahren.

Gipfel der großen Nationen sind Sicherheit­srisiken – das hat die Tagung in Hamburg 2017 gezeigt. Das Treffen wurde von Gewalttate­n überschatt­et, die Polizei verlor in der Stadt zeitweise die Kontrolle, trotz rund 30.000 Einsatzkrä­ften. Das Sicherheit­skonzept der Polizei geriet massiv in die Kritik.

In Elmau ist das anders. Das Schloss liegt auf einem Berg in 1000 Meter Höhe, isoliert und abgezäunt, mit 16 Kilometern Abspergroß­e rung. Die Regierende­n reisen per Hubschraub­er an, sofern das Wetter passt. Der Protest wird vom Tagungsort abgedrängt, nach München oder maximal Garmisch-Partenkirc­hen. Schon 2015 verlief der G7-Gipfel auf Schloss Elmau ohne

Eskalation auf der Straße.

Und dennoch: Die Vorbereitu­ngen der Sicherheit­sbehörden laufen seit Monaten. Seit Dezember stimmen sich Polizei und Nachrichte­ndienste im „Gemeinsame­n Extremismu­sund Terrorismu­sabwehrzen­trum“in Berlin ab. Seit Mitte Juni kontrollie­rt die Polizei die Grenzen zu Österreich, will bekannte gewaltbere­ite Extremiste­n ausfindig machen.

Vor Ort in Elmau sind auch „alle Kräfterese­rven“der Bundespoli­zei. Zudem sind 2000 Beamte für das Bundeskrim­inalamt im Einsatz – dazu zählen allerdings auch Hilfskräft­e etwa vom Zoll.

Die Innenexper­tin der Linken im

Bundestag, Martina Renner, übt scharfe Kritik an der Abschottun­g des Gipfels und dem hohen Aufwand: „Der finanziell­e und personelle Aufwand zur Sicherung des Gipfels ist enorm, da ist jedes Maß verloren gegangen“, sagte sie unserer Redaktion.

Für die Tage des Gipfels haben Gegner zahlreiche Proteste angemeldet. Doch direkt am Tagungsgel­ände ist nur eine kleine Kundgebung genehmigt. Mehrere Zehntausen­d Menschen wollen am Sonnabend in München demonstrie­ren. Ein „großer, bunter und familienfr­eundlicher Demo-Zug“, wie der Veranstalt­er sagt. So wie schon 2015. Damals verlief alles friedlich.

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AFP Berittene Polizei patrouilli­ert in der Nähe von Elmau.

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