Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Moritz kriegt keinen Höhenflug“

Erfurter Jugendtrai­ner und bester Kumpel über den Aufstieg von Eishockey-Profi Moritz Seider

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In der „Kartoffelh­alle“in Erfurt hatten sie Moritz Seider immer viel zugetraut. Doch nun übertrifft der erst 21 Jahre alte Eishockey-Profi, der in Thüringen das ABC seines Sports erlernte, die kühnsten Erwartunge­n seiner Entdecker.

„Jetzt kann er nur noch der beste Verteidige­r in der NHL werden“, meint sein Black-Dragons-Jugendtrai­ner Henry Tews, nachdem Seider als erster deutscher Spieler zum Rookie (Neuling) des Jahres in der nordamerik­anischen Eishockey-Liga ausgezeich­net wurde. „Viel besser geht es kaum noch. Dass es so schnell bei ihm nach oben geht, hatte ich nicht geglaubt“, sagte Tews.

Mit vier Jahren stand Seider, der in Zell an der Mosel das Licht der Welt erblickte, in Erfurt auf Schlittsch­uhen. Bald knallte er auch den Puck ins Netz, war Kapitän in den Jugendteam­s der Black Dragons.

Mit 14 Jahren wechselte das Supertalen­t dann zu den Jung-Adlern nach Mannheim. Dort reifte er zum DEL-Profi und landete 2019 in der American Hockey League beim Farmteam der Detroit Red Wings in Grand Rapid. Danach glänzte der Youngster in Rögle in der schwedisch­en Liga, bevor ihn Detroit ins NHL-Team holte. Die junge Mannschaft verpasste im Frühjahr nach einer Rückrunden-Schwäche zwar die Play-offs, doch Seider avancierte zum Führungssp­ieler.

„Es ist krass, wie er sich entwickelt hat. 1. deutsche Liga ja, aber gleich bester Rookie der NHL. Verrückt“, sagte Stürmer Enzo Herrschaft, der in der Jugend mit Kumpel Seider spielte und nun mit Erfurt aufsteigen will. „Schon als Kind und in der Jugend war Mo immer der Beste. Er hatte einfach keinen schlechten Tag“, erinnert sich Herrschaft an den Kapitän.

Wie Trainer Tews glaubt auch Herrschaft, dass Seider seine Zukunft mit Detroit verknüpfen wird. „Dort wird er noch einige Jahre spielen“, so der Coach. Herrschaft denkt sogar, das Seider zum Gesicht der Red Wings aufsteigen wird. „Vielleicht noch nicht nächstes Jahr, aber danach wird dieses Team für

Aufsehen sorgen. Detroit hat die meisten jungen Talente in der Liga unter Vertrag“, sagt Herrschaft.

Im März besuchte er Kumpel Seider in den USA. „Wir waren bei zwei Spielen in der Family-Lounge dabei. Die Stimmung ist ein bisschen anders als bei uns. Mehr Show eben“, so Herrschaft. Seider habe sich nicht verändert. „Er lebt halt amerikanis­ch in einem schönen Haus in Birmingham, wo nach ihrem Studium auch Freundin Anna Seidel, die Dresdner Short-Trackerin, einziehen wird“, so der Freund aus Erfurt. Seider legt kaum Wert auf Statussymb­ole, fährt mit einem A6 aber ein deutsches Auto und mag Porsche. „Er ist trotz der Erfolge und des Geldes bodenständ­ig geblieben. Moritz kriegt sicher keinen Höhenflug“, weiß Herrschaft.

In der Kartoffelh­alle versuchen sich die Drachen-Kids derweil auf dem Eis schon mit Seider-„Moves“. „Kürzlich waren russische Eltern da, die ihren Sohn in Erfurt anmelden wollten, weil das doch der erste Klub von Moritz Seider gewesen ist“, berichtet Herrschaft. Trainer Tews freut sich über die Erfolge der Nachwuchsa­rbeit. „Moritz ist einmalig, aber wir haben auch andere gute Spieler rausgebrac­ht“, so Tews. So spielt Konstantin Melnikow in der russischen KHL. Doch ein Erfurter Eishockey-Denkmal, das wartet nur auf Moritz Seider.

 ?? ENZO HERRSCHAFT ?? NHL-Profi Moritz Seider (rechts) mit seinen engen Freunden Enzo Herrschaft (links) und Franz Jobst in Erfurt.
ENZO HERRSCHAFT NHL-Profi Moritz Seider (rechts) mit seinen engen Freunden Enzo Herrschaft (links) und Franz Jobst in Erfurt.

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