Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Aus dem Krieg in den Kader
Fußball-Regionalligist FC Carl Zeiss Jena will ukrainischem Talent nicht nur beim Testspiel-Auftakt in Rothenstein eine Chance geben
Auf dem Formular zum Testspiel des FC Carl Zeiss Jena in Rothenstein taucht ein Name auf, der vorher keine Rolle gespielt hat: Alexey Ogurtsov. Der 19-Jährige stammt aus der Ukraine, spielte dort für Metalist Charkiw und flüchtete vor dem Krieg.
„Das Land durfte ich verlassen, weil ich an einer Online-Hochschule studiere“, sagt der Spieler, der zunächst in Pößneck gelandet war. Die Jenaer bekamen einen Tipp, luden ihn zunächst zu den A-Junioren zum Training. Nach guten Eindrücken rückte er zum RegionalligaTeam auf. „Fußballerisch hat er überzeugt, ist aber noch nicht fit. Wir wollen ihm eine Chance geben“, sagt Trainer Andreas Patz. Es sei zu spüren, dass Ogurtsov, der als Achter oder Zehner in Betracht kommt, in Charkiw mit den Profis trainiert habe. Gespielt hat er in der U19. Er darf mit ins Trainingslager fahren. Parallel wollen die Jenaer prüfen, ob eine Spielberechtigung zu bekommen ist. „Ich möchte gern für Jena spielen“, sagt Ogurtsov.
Zwei Tage Bedenkzeit geben sich die Verantwortlichen in Sachen Max Brandt (21). Der Probespieler, zuletzt für den FC St. Pauli II im Einsatz, hat überzeugt. Doch es sind nur noch drei Kaderplätze frei, von denen Sportdirektor Tobias Werner einen mit einem Strafraumstürmer besetzen will. Bis Montagabend wollen sie deshalb intern abwägen. Falls sie Brandt das Signal geben, kann er schnell im Camp in Wesendorf sein, weil er nicht weit entfernt in Braunschweig wohnt.
Das Testspiel in Rothenstein haben die Jenaer mit 7:0 gewonnen. Jonathan Muiomo, von Rathenow gekommen, traf dreimal. Vasileios Dedidis trug sich doppelt in die Torschützenliste ein. Max Grimm und Takero Itoi steuerten jeweils einen Treffer bei. Trainer Andreas Patz war auch angesichts der harten Trainingswoche und einer Einheit am Vormittag zufrieden. „Offensiv müssen wir noch zielstrebiger werden, die Laufwege abstimmen und die schnellen Leute besser einsetzen“, sagt der Trainer.
Der Coach der Hausherren, Jürgen Walther, war zufrieden, dass sich die Niederlage im Vergleich zu den sonstigen Partien gegen den FC Carl Zeiss in Grenzen hielt. Torwart Martin Schurtzmann präsentierte sich vor mehr als 500 Zuschauern in guter Form. Jenas Coach Patz wechselte zur Halbzeit fast komplett. Die A-Junioren Lennart Jauck und Simon Feistner durften sich jeweils eine Halbzeit bewähren. Ins Trainingslager dürfen sie nicht mit. Abfahrt mit den Kleinbussen nach Wesendorf, in der Nähe von Wolfsburg gelegen, ist am Montag um 9 Uhr.