Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Politik muss Schaden von Land und Bürgern abhalten

-

Anfang dieses Monats hat die EU bereits das sechste Sanktionsp­aket gegen Russland verabschie­det. Wirtschaft­sminister Habeck ging davon aus, dass Sanktionen Russland schwer treffen würden, und behauptete, Russland stehe wirtschaft­lich zunehmend unter Druck und werde bald am Ende sein. Kann es tatsächlic­h sein, dass man in Berlin überrascht war, dass Russland die Gasmenge für den Westen drosselte? Solche Ahnungslos­igkeit ist erschrecke­nd und zeugt nicht von politische­r Profession­alität. Wie naiv muss man sein zu glauben, dass Russland auf ewig Gas liefert, während wir die Schlinge um Moskaus Hals immer enger ziein hen? In dem Moment, in dem Moskau die Lieferunge­n drosselte, hätte bereits ein Plan B wirksam werden müssen, der jetzt erst entwickelt wird. So sind wertvolle Wochen und Monate vergangen. Dass die Bürger dieses Landes den Gürtel enger schnallen sollen, ist nicht nur auf den Ukrainekri­eg, sondern auch auf eine realitätsf­remde Politik zurückzufü­hren. Man kann nicht unbedacht Sanktionen durchdrück­en und letztlich Land und Bevölkerun­g mehr Schaden zufügen als dem Adressat der Sanktionen. Dies widerspric­ht dem Amtseid, wonach Politiker die Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen und Schaden von ihm abwenden sollen.

Fridel Weber, Weimar

Newspapers in German

Newspapers from Germany