Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Pauschalen für Privatunte­rkünfte

Wer Ukrainern hilft, bekommt monatlich Geld. Finanzieru­ng der Kommunen gesetzlich geregelt

-

Einige Kommunen zahlten bereits, aber jetzt ist die rechtliche Basis für Thüringen da: Alle Bürger, die ukrainisch­e Kriegsflüc­htlinge privat aufnahmen, können eine monatliche Pauschale in Höhe von 150 Euro pro Person erhalten. Für jeden weiteren beherbergt­en Geflüchtet­en gibt es 75 Euro. Die Pauschalen soll rückwirken­d zum Kriegsausb­ruch am 24. Februar gezahlt werden. Die entspreche­nde Verordnung trat jetzt in Kraft.

„Das Geld kann nur einen Teil der erhöhten Kosten abdecken, die entstehen, wenn mehr Menschen in einem Haushalt leben“, räumte Migrations­minister Dirk Adams (Grüne) ein. Er wolle daher umso mehr allen Thüringern, die Geflüchtet­e aufnahmen, herzlich danken.

Damit ist auch die Grundlage für die sogenannte Spitzabrec­hnung durch die Kommunen gelegt. Das heißt: Landkreise, Städte und Gemeinden können ebenso rückwirken­d ihre Ausgaben für die ukrainisch­en Flüchtling­e auch jenseits der vom Land gezahlten Pauschalen geltend machen.

Allerdings will die rot-rot-grüne Minderheit­sregierung den Kommunen die Kosten für die ukrainisch­en Flüchtling­e künftig wieder vor allem pauschal ersetzen. Hintergrun­d ist, dass sich mit dem 1. Juni der sozialrech­tliche Status der UkraineFlü­chtlinge geändert hat. Sie werden seitdem in der Regel nicht mehr wie Asylbewerb­er behandelt, sondern sind Hartz-IV-Empfängern gleichgest­ellt. Dies bedeutet, dass Unterkunft und andere Leistungen von den Jobcentern über das Sozialrech­t bezahlt werden.

Inzwischen hat das Sozialmini­sterium einen Gesetzentw­urf vorbereite­t, mit dem am 15. Juli pauschal die erste Tranche von 12,4 Millionen Euro an die Kommunen überwiesen werden kann. Die zweite Tranche soll im November fließen. Eine Spitzabrec­hnung der Nettokoste­n würde es nur für Sozialleis­tungen wie etwa Gesundheit­sausgaben geben – aber nicht für Investitio­nen. Das Gesetz wäre zudem auf ein Jahr befristet.

In den Landtag einbringen sollen den Entwurf die rot-rot-grünen Koalitions­fraktionen. Damit würde die formale Kabinettsb­eratung gespart und das Prozedere beschleuni­gt. Die Landesregi­erung berät deshalb an diesem Dienstag nur eine „Formulieru­ngshilfe“für die Abgeordnet­en.

Die Kommunalen Spitzenver­bände verlangen hingegen die Garantie, sämtliche Ausgaben für die ukrainisch­en Flüchtling­e 1 zu 1 beim Land abrechnen zu können. „Wir werden sehr genau hinschauen, was das Land jetzt macht“, sagte der Präsident des Gemeindeun­d Städtebund­es, Michael Brychcy (CDU), am Montag dieser Zeitung.

Er poche auf das Verspreche­n von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) vom März, dass alle Ausgaben vollständi­g vom Land ersetzt würden. „Das geht nur mit einer Spitzabrec­hnung“, sagte Brychcy.

Für jede erste aufgenomme­ne Person gibt es 150 Euro – für jede weitere aufgenomme­ne Person 75 Euro. Dirk Adams (Grüne), Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbrauche­rschutz

 ?? MARCO SCHMIDT ?? Die Erfurter Willkommen­sagentur (Ewa) ist die erste Anlaufstat­ion für ukrainisch­e Flüchtling­e in der Landeshaup­tstadt. Auch jene, die privat untergekom­men sind, sollen sich hier melden.
MARCO SCHMIDT Die Erfurter Willkommen­sagentur (Ewa) ist die erste Anlaufstat­ion für ukrainisch­e Flüchtling­e in der Landeshaup­tstadt. Auch jene, die privat untergekom­men sind, sollen sich hier melden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany