Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Der Fluch des Tuches
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ach, was war das lustig, als jüngst im Netz ein Film kursierte, der Hotelmitarbeiter beim morgendlichen Einsammeln von Badelaken zeigte. Sie machten auf diese Weise das Werk der Frühaufsteher unter den Gästen zunichte, die sich mit einem Tuch ihren Platz am Pool reserviert hatten.
Lustig ist das natürlich nur für jene, die nicht selbst zu denen gehören, die Liegeflächen mit Badetüchern markieren und daraus einen Anspruch auf ein Ruhemöbel ableiten. Der nächste Schritt, so las ich, sei nun, dass mancher Badegast nächtens Liegestühle verstecke oder gar zusammengeklappt mit aufs Zimmer nehme, um am nächsten Tag gut gerüstet zu sein für das Nichtstun unter der heißen Sonne. Bisschen viel Arbeit fürs Dolce far niente, finde ich.
Wahrscheinlich folgt darauf, dass die Liegestühle in südlichen Gefilden nicht mehr zur freien Verfügung stehen. Einen Strandkorb an deutschen Gestaden muss man sich ja auch mieten. Stünden sie zur freien Verfügung, wären sie im Dezember mit Badelaken für den kommenden Sommer reserviert.
Es war bestimmt mal gut gemeint von Ferienhotels, den Gästen unter freiem Himmel Möbel zur Entspannung zur Verfügung zu stellen. Aber wahrscheinlich widerspricht der gute Gedanke der allzu menschlichen Seite der Gäste. Wenn Sie im Urlaub eine friedliche Lösung erspähen, schreiben Sie mir einfach. Danke.